Bonuszahlungen Empörung über Managergehälter
Managervergütungen sind wieder einmal ins Zentrum der öffentlichen Debatte gerückt. Nach dem Skandal um Boni in Höhe von 165 Millionen Dollar, die dem Management der American International Group (AIG) gezahlt wurden, nachdem das Unternehmen zuvor mehr als 170 Milliarden Dollar staatliche Unterstützung erhalten hatte, wird eine Beschränkung solcher Vergütungen wütend gefordert. Auch Lloyd Blankfein, Geschäftsführer der Goldman Sachs Group, hat eine Reform der Vergütungspraktiken an der Wall Street gefordert.
Die Debatte hat erneut die gewichtigen Mängel in der Managervergütung in den USA sichtbar gemacht und die damit verbundenen Schwächen in der Unternehmensführung.
Obwohl dieses Thema von größter Wichtigkeit ist, wird die Debatte nur bruchstückhaft geführt und erschöpft sich meist in der Darstellung von Einzelfällen, wie schon im Fall von Richard Grasso, Geschäftsführer der New Yorker Börse, dessen Boni im Jahr 2003 eine Welle öffentlicher Empörung auslösten. Seine Vergütung wurde aber durch Gerichtsurteil als rechtsgültig bestätigt, obwohl Fragen über die ethische Bewertung bestehen bleiben.
Nun hat der Skandal um die AIG-Boni die zahlreichen Facetten der Managervergütung wie zugrunde liegende Regulierungen und Bonizahlungen zur Debatte gestellt. Nicht nur hat US-Präsident Barack Obama eine Untersuchung der AIG-Boni gefordert, auch der US-Kongress hat mit einer 90-prozentigen Besteuerung der Boni gedroht - obwohl dies verfassungsrechtlich fragwürdig ist. Erstmals hat die öffentliche Empörung über die AIG-Boni bei einem Großteil der Empfänger zu einer freiwilligen Rückzahlung der Beträge geführt.
Das Grundproblem ist die Ineffizienz, die oftmals mit der Vergabe von Managergehältern einhergeht. Unabhängig von erbrachter Leistung werden viele Manager in Form von Optionen vergütet. Viele dieser Optionen sind jedoch schwer mit einer optimalen Vertragsverhandlung vereinbar, die sich nach den Marktbedingungen richtet. Sie sollen insbesondere relative anstatt absolute Arbeitsleistung vergüten. In der Praxis tun sie dies allerdings selten. Der Ausübungspreis der Optionen ist kurioserweise fast immer genauso hoch wie der Aktienpreis am Tag der Vergabe.
Goldene Handschläge
Die übliche Praxis erlaubt dem Manager, die Optionen zu verkaufen, sobald die Haltefrist abgelaufen ist. Zudem werden die Preise der Optionen für weniger gute Manager oft einfach niedriger neu angesetzt, was den Anreizeffekt untergräbt, den die Optionen eigentlich haben sollen. Darüber hinaus erhalten Topmanager oft eine leistungsunabhängige Vergütung in einer Art und Weise, die den Aktionären verborgen bleibt. Nämlich eine Vergütung in Form von so genannten goldenen Handschlägen, Fallschirmen oder Rentenzahlungen und Managerdarlehen. All diese verschrobenen Praktiken sind aus der Sicht der Aktionäre ineffizient.
Als die öffentliche Empörung über die AIG-Boni ihren Gipfel erreichte, forderte die Regierung Präsident Obamas größere Überwachung der Vergütung von Managern (zumindest im Banken- und Finanzsektor), womit ein erster Teil eines umfassenden Plans zur gründlichen Überprüfung der Finanzaufsicht aufgestellt wurde.
Obgleich die Details eines solchen Plans noch nicht fest stehen, wird die Überwachung von Managergehältern einen der Grundpfeiler darstellen. Die drei umfassenden Leitsätze, die beim G20-Treffen vereinbart wurden, sollen sicherstellen, dass die Aufsichtsräte eine aktive Rolle in der Entwicklung der Vergütungspläne spielen. Dass Boni langfristige Leistungen vergüten und dass die Unternehmen flächendeckende Details über die aufgestellten Vergütungspläne veröffentlichen und so den Aktionären gegenüber rechenschaftspflichtig bleiben.
Wie diese Ansätze umgesetzt werden, muss - insbesondere bei Unternehmen, die keine staatliche Unterstützung empfangen haben - muss noch geklärt werden.
Effektive und effiziente Unternehmensführung muss Realität und Lösungen zur Behebung von performanceunabhängigen Managervergütungen gefunden werden. Dies kann nur Teil eines umfassenden Planes sein, der die Probleme, die zur momentanen Wirtschaftskrise geführt haben, an der Wurzel packt.