Deutsche Bahn
"Uns bläst eisiger Wind ins Gesicht"
Wegen eines Gewinnsprungs im Personenverkehr hat die Deutsche Bahn im vergangenen Jahr den Einbruch im Güterverkehr abgefangen. Die eigenen Planzahlen verfehlte der Konzern allerdings und wagt keine Prognose. Unterdessen dürfte sich die Zukunft von Bahnchef Hartmut Mehdorn noch heute entscheiden - Hinweise auf einen Rücktritt verdichten sich.
Berlin - Der Umsatz der Deutschen Bahn lag 2008 bei 33,5 Milliarden Euro, wie die Bahn am Montag mitteilte. Um Zukäufe bereinigt sind dies 3,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um 4,8 Prozent auf 2,48 Milliarden Euro.
"Uns bläst in diesen Tagen ein eisiger Wind ins Gesicht, von dem wir nicht wissen, ob er sich nicht zu einem Orkan auswächst", erklärte Bahnchef Harmut Mehdorn laut Redemanuskript. 2009 habe schwierig begonnen. "Die Auftragseinbrüche sind gravierend."
Eine Prognose für das laufende Jahr wagte der Konzern daher nicht. In ihrem Geschäftsbericht warnte die Bahn aber vor möglichen jahrelangen Auswirkungen auf die Ertragslage.
Während der Pressekonferenz
sagte Mehdorn auf Nachfrage, er wolle zunächst die Wirtschaftsdaten des
Unternehmens präsentieren und erst anschließend auf Fragen nach
seiner Zukunft eingehen. Regierungssprecher
Ulrich Wilhelm sagte unterdessen am Montag in Berlin, er wolle dem Ergebnis der
Bilanzpressekonferenz nicht vorgreifen, sondern
erst anschließend reagieren.
Rüttgers: Entscheidung über Mehdorn "in den nächsten Stunden"
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers rechnet noch an diesem Montag mit einer Entscheidung über die Zukunft von Bahnchef Hartmut Mehdorn. Er sei sich sicher, "dass in den nächsten Stunden eine Lösung gefunden wird", sagte Rüttgers vor einer CDU-Präsidiumssitzung am Montag in Berlin.
Zu dem Gewinnplus 2008 trug der Regionalverkehr und vor allem der Fernverkehr bei: IC und ICE bauten ihren Gewinn massiv aus. Damit konnte der Einbruch bei der Güterbahn sowie der internationalen Logistik von Schenker (LKW, Flugzeug, Schiff) abgefangen werden. Hier schrumpfte der operative Gewinn um zehn beziehungsweise 14 Prozent.
Das Unternehmen kündigte weiter an, man werde 2009 wohl mehr als zwei Milliarden Euro über den Kapitalmarkt refinanzieren. Der mit 16 Milliarden Euro verschuldete Staatskonzern spielt auf den internationalen Anleihemärkten eine wichtige Rolle.