Übernahme Hypo Real braucht noch mehr Staatsgeld
Berlin/München - Zur genauen Höhe der benötigten Eigenkapital-Hilfen könne er noch keine Angaben machen, sagte Vorstandschef Axel Wieandt am Sonntag in einer Telefonkonferenz. Dies müsse zunächst mit dem Banken-Rettungsfonds SoFFin besprochen werden. Zuletzt war immer wieder von bis zu 10 Milliarden Euro die Rede gewesen.
Ziel sei eine Kernkapitalquote in der Größenordnung von etwa acht Prozent, sagte Wieandt. Inklusive des Jahresabschlusses 2008 hatte die Quote zuletzt bei 3,4 Prozent gelegen und damit unter der regulatorischen Mindestgrenze von vier Prozent.
Die Kernkapitalquote gibt Auskunft über die Absicherung einer Bank, indem sie das Verhältnis von Eigenmitteln in der Kasse zu den möglichen Risiken widerspiegelt. Dazu zählen vor allem Kredite.
Die HRE machte nach eigenen Angaben 2008 einen Rekordverlust von mehr als fünf Milliarden Euro. Wienandt räumte ein, auch in den kommenden "mindestens drei Jahren" werde das Unternehmen noch in der Verlustzone bleiben. "Trotzdem sehen wir die mittelfristige Entwicklungsperspektive positiv", fügte er hinzu.
"Verstaatlichung Voraussetzung für den Fortbestand der HRE"
Die geplante hundertprozentige Übernahme begründete Wienandt damit, aus Sicht des Bundes könne "nur so der hohe Kapitaleinsatz für die Rekapitalisierung gerechtfertigt werden". Umgekehrt sei die Verstaatlichung "Voraussetzung für den Fortbestand der HRE-Gruppe".
Mit einer angekündigten Minderheitsbeteiligung von 8,7 Prozent hat der Bund die Verstaatlichung der HRE bereits eingeleitet. Wie die Bank am Samstagabend mitgeteilt hatte, wird der Bankenrettungsfonds SoFFin in einer Kapitalerhöhung um 60 Millionen Euro zunächst rund 20 Millionen HRE-Aktien zeichnen.
Die Teilübernahme ist dabei nur der erste Schritt zu einer kompletten Verstaatlichung. "Der Erwerb der vollständigen Kontrolle durch den SoFFin oder den Bund über die Hypo Real Estate Holding AG" sei Voraussetzung für die beabsichtigte Rekapitalisierung der HRE-Gruppe, teilte die Bank dazu mit.
Soffin erwirbt 8,7 Prozent der Anteile für 60 Millionen Euro
Hierzu sei beabsichtigt, von den Handlungsmöglichkeiten Gebrauch zu machen, die das geplante Finanzmarktstabilisierungsgesetz eröffnen werde.
Der Bundestag hatte am 20. März grundsätzlich den Weg zur Verstaatlichung angeschlagener Banken frei gemacht.
Mit dem Kauf der 20 Millionen HRE-Aktien für den gesetzlich geringst möglichen Preis von drei Euro je Papier wird der SoFFin künftig mit 8,7 Prozent an dem Finanzinstitut beteiligt sein.
Die bisherigen Aktionäre bleiben vorerst im Besitz ihrer Papiere. Über Einzelheiten und den genauen Zeitplan wird laut Wienandt noch verhandelt. Die HRE dementierte am Sonntag zudem einen Bericht der "Wirtschaftswoche", wonach auch eine Fusion mit der Commerzbank-Tochter Eurohypo erwogen werde.
Neuausrichtung als "Spezialbank in Deutschland und Europa"
"Beim Neugeschäft auf geringeres Risikoprofil konzentrieren"
Wienandt kündigte an, die HRE werde ihr Geschäftsmodell in einem mehrjährigen Umstrukturierungsprozess an die veränderten Bedingungen anpassen. "Beim Neugeschäft wollen wir uns künftig auf ein niedrigeres Risikoprofil konzentrieren", sagte der Vorstandschef.
Ziel sei es, den Konzern "als Spezialbank für Immobilienfinanzierung mit Schwerpunkt auf Deutschland und Europa" auszurichten. Er bedankte sich ausdrücklich für die Unterstützung durch die Regierung.
Die Bundesregierung will die HRE verstaatlichen, da ein Zusammenbruch der Bank zu schweren Erschütterungen im Finanzsystem führen und andere Banken, Versicherungen und sogar ganze Länder an den Rand des Bankrotts führen könnte. Zudem will der Staat die mehr als 100 Milliarden Euro aus Steuergeldern sichern, die er der Bank in den vergangenen Monaten in der globalen Finanzkrise bereit gestellt hat.
Die bisherigen Aktionäre sollen nur dann enteignet werden, wenn sie sich gegen die Verstaatlichung sperren. Einziger Großaktionär der HRE ist der US-Finanzinvestor J.C. Flowers. Eine Gruppe um Flowers hält ein Viertel der Anteile und sperrt sich gegen einen Verkauf zum aktuellen Wert.
Kritisch zur Verstaatlichung der HRE äußerte sich der Vorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft, Dieter Ondracek. "Jetzt übernimmt der Staat die dort angesammelten faulen Wertpapiere in der Hoffnung auf bessere Zeiten", sagte er. "Damit macht die Bundesregierung die HRE zur deutschen 'Bad Bank'".
manager-magazin.de mit Material von dpa, ap und reuters