Exporte Stärkster Rückschlag seit 16 Jahren
Berlin - Die Unternehmen verkauften im Januar Waren im Wert von 66,6 Milliarden Euro ins Ausland und damit 20,7 Prozent weniger als vor einem Jahr, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Einen noch etwas stärkeren Rückgang gab es zuletzt im Januar 1993.
Der schwache Außenhandel wird damit auch zu Jahresanfang die gesamte Wirtschaft kräftig bremsen - Volkswirte erwarten deshalb im ersten Quartal bereits einen ähnlich stark Einbruch des Bruttoinlandsproduktes wie Ende 2008. Im Vergleich zum Dezember gingen die Exporte kalender- und saisonbereinigt um 4,4 Prozent zurück. Das war bereits das vierte Minus in Folge.
"Der Außenhandel ist eine deutliche Bremse für die Konjunktur im ersten Quartal", sagte Torsten Polleit von Barclays. Besserung sei nicht in Sicht. "Es ist sogar zu befürchten, dass die Wirtschaftsleistung zu Jahresbeginn noch stärker schrumpft als im vierten Quartal mit 2,1 Prozent."
Lichtblicke erwartet Lothar Hessler von HSBC Trinkaus von den staatlichen Milliardenprogrammen: "Wenn die Konjunkturpakete greifen, könnte sich die Weltkonjunktur am Jahresende etwas stabilisieren." Dies garantiere aber noch keinen nachhaltigen Exportaufschwung. Die Exportschwäche ziehe sich bis 2010 hin.
"Wir müssen uns daran gewöhnen, dass die Zahl zweistelliger Milliardenüberschüsse in der Handelsbilanz erst einmal vorbei ist." Im Januar sackte der saisonbereinigte Überschuss auf 8,3 Milliarden Euro und damit auf den niedrigsten Stand seit November 2001.
Schlimmstes Exportjahr seit 1949 befürchtet
Auch die Branche selbst schaut wegen der weltweiten Nachfrageflaute sehr pessimistisch nach vorne: Der Exportverband BGA rechnet für 2009 mit einem Umsatzrückgang von bis zu 8 Prozent. Es wäre das erste Minus seit 1993 und das größte seit Gründung der Bundesrepublik 1949.
Die Ausfuhren in die EU-Länder, die rund zwei Drittel aller Exporte ausmachen, sanken im Januar binnen Jahresfrist um 18,7 Prozent. Die Warenlieferungen außerhalb der Europäischen Union - etwa nach USA - gingen überdurchschnittlich stark um 24,5 Prozent zurück. "Im Herbst ist der Welthandel kollabiert, und die Folgen dieses Schocks fühlen wir natürlich immer noch", sagte Dekabank-Experte Sebastian Wanke.
Gleichzeitig zeigten die Daten, dass die aktuelle Schwäche vor allem aus dem Ausland komme, denn die Einfuhren gingen zumindest nicht so stark zurück wie die Ausfuhren. Insgesamt wurden Waren im Wert von 58,1 Milliarden Euro importiert. Dies war ein Minus von 0,8 Prozent im Vergleich zum Dezember und ein Rückgang von 12,9 Prozent zum Januar 2008.
manager-magazin.de mit Material von reuters