General-Motors-Chef Rick Wagoner redet nicht lange um den heißen Brei herum. Als ein Landesfürst aus Germany ihn treffen wollte, ein gewisser Jürgen Rüttgers, sagte er ihm unumwunden, was ihn sorgt. Ein Reisebericht aus dem Tross des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten.
Detroit - Das Hauptquartier des weltgrößten Autobauers
GM in Detroit sieht aus wie der Stein gewordene Autotraum eines kleinen Jungen: Unten eine riesige kreisrunde Plattform mit den blank gewienerten US-Modellen des Konzerns, 38 Stockwerke höher das ebenfalls runde Chefbüro von Rick Wagoner.
Hier hat Rüttgers am Mittwoch um die Jobs von 26.000 Opelanern in Deutschland gerungen - freundlich, aber knallhart in der Sache, wie seine Begleiter berichten. "I need cash" (Ich brauche Bargeld), soll Wagoner, der große, leicht schlaksige GM-Top-Manager im dunklen Anzug nach den typisch amerikanischen Begrüßungsfreundlichkeiten unverblümt gesagt haben.
Rund zwei Milliarden Dollar verbrennt der unter dramatischen Absatzproblemen leidende Konzern laut Branchenbeobachtern derzeit im Monat. Staatliche Hilfe gebe es nur gegen den Erhalt aller deutschen Standorte, habe Rüttgers gekontert, heißt es.
Erleichterung, aber wenig Konkretes
Wagoner muss unbedingt sein im Sanierungsplan vorgesehenes Sparziel von 1,2 Milliarden Dollar jährlich außerhalb der USA umsetzen. Das Wasser steht der Firma bis zum Hals, und auch Wagoners Job ist Firmengerüchten zufolge keineswegs sicher. Rüttgers wollte so viele Arbeitsplätze wie möglich retten. Gerade der Opel-Standort in NRW, Bochum, kann nach dem bitteren Aus für den Handy-Hersteller Nokia im vergangenen Jahr keinen weiteren Großarbeitgeber entbehren.
Als Rüttgers nach rund einer Stunde im Konferenzsaal im dritten Stock des GM-Gebäudes vor die gespannt wartenden Journalisten trat, war ihm die Anstrengung anzusehen. Blass und anfangs mit gepresster Stimme trug er die Kernpunkte vor: aktuell keine Werksschließungen in Deutschland, stattdessen wird GM-Europe-Chef Carl-Peter Forster zusammen mit den Arbeitnehmern in den nächsten Wochen einen Sanierungsplan für Europa ausarbeiten. Damit würden Lösungen möglich, an die noch vor kurzem niemand gedacht hatte, sagte Rüttgers.
"Es gibt keine Entscheidung zur Schließung von Standorten in Deutschland, auch nicht Bochum", sagte Rüttgers. Nach den ersten Minuten hatte er sich etwas warmgeredet, dann brach seine Erleichterung durch: "Es ist uns ein Stein vom Herzen gefallen." Angesichts der Existenzkrise bei GM hätte Wagoner dem NRW- Ministerpräsidenten auch viel brutalere Botschaften präsentieren können.