Jürgen Rüttgers GM steht zu deutschen Werken
Detroit - Eigentlich wollte Jürgen Rüttgers Drähte zur neuen US-Regierung legen und bestehende Kontakte vertiefen. Der Wirtschaftskrimi um die Opel-Muttergesellschaft General Motors in Detroit rückte Rüttgers Visite in den USA in ein völlig neues Licht und ließ den Besuch zum Medienereignis werden - mit positivem Ausgang. Rüttgers war am Abend der erste, der in der Misere von General Motors eine wirklich gute Nachricht in die Heimat senden konnte: GM plant keines der deutschen Opel-Werke zu schließen, sagte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident (CDU) am späten Mittwochabend in Detroit nach einem Gespräch mit GM-Chef Rick Wagoner.
Opel Europe werde nach dem Willen der GM-Spitze in den nächsten Wochen einen Plan zur langfristigen Sanierung des Unternehmens ausarbeiten. Opel betreibt in Deutschland Werke in Rüsselsheim, Bochum, Kaiserslautern und Eisenach.
Dabei seien viele Optionen denkbar - unter anderem der europaweite Neuzuschnitt von Opel unter Hereinnahme von Vauxhall und Saab, um dem neu aufgestellten Unternehmen eine wettbewerbsfähige Größe zu geben, oder die Beteiligung anderer Industrieunternehmen, sagte Rüttgers. An den Gesprächen über den Plan sollten sich auch der Bund und die Arbeitnehmervertretungen beteiligen.
Nähere Details könne man jetzt sinnvoll noch nicht diskutieren, betonte Rüttgers. Erst müsse der Plan fertig werden. Er müsse auch die Anforderungen des GM-Managements an Einsparungen und Restrukturierungen erfüllen.
Der vom Untergang bedrohte US-Mutterkonzern General Motors will weltweit 47.000 Jobs abbauen, davon 27.000 außerhalb der USA. Nach dem von GM vorgelegten Rettungsplan sollen die europäischen Tochtergesellschaften Opel, Saab und Vauxhall Arbeitskosten von insgesamt 1,2 Milliarden US-Dollar (952,5 Millionen Euro) einsparen. Die Produktionskapazität müsse an die sinkende Nachfrage angepasst werden, hatte GM-Europachef Carl-Peter Forster am Mittwoch erklärt. Von allen Beteiligten müssten Opfer gebracht werden.
Opel selbst schließt auch eine Beteiligung des Staates oder eines Investors an dem Traditionsunternehmen nicht mehr aus. Unter bestimmten Bedingungen sei das Unternehmen zu Verhandlungen über "Partnerschaften und Beteiligungen mit Dritten" bereit, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von Management und Betriebsrat. Beide Seiten beschlossen, umgehend Verhandlungen über ein Sanierungskonzept aufzunehmen.
Rüttgers knüpfte eventuelle öffentliche Hilfen für Opel an den Erhalt von Unternehmensstandorten in Deutschland. Außerdem müsse auch in Zukunft sichergestellt werden, dass Opel Deutschland den Zugriff auf Technologien und Markenrechte behalte, die in Deutschland entwickelt worden seien.
"Es ist uns ein Stein vom Herzen gefallen", sagte Rüttgers. Nordrhein-Westfalens IG-Metall-Bezirksleiter Oliver Burkhard, der an dem Gespräch teilgenommen hatte, zeigte sich ebenfalls zufrieden. "Wagoner ist offen für eine Beteiligung Dritter und eine Herauslösung von Opel", sagte er. Wagoner selbst wollte nach dem Gespräch nicht vor die Presse treten. Er habe aber die Arbeit und den Einsatz der deutschen Opel-Standorte gelobt, sagte Rüttgers.
manager-magazin.de mit Material von dpa und ap