Schaeffler Mitarbeiter bangen, Merkel will Konzept
Herzogenaurach - "An der überwiegenden Zahl der Standorte werden wir Kurzarbeit haben", sagte Unternehmenssprecher Detlef Sieverdingbeck. Über Umfang, Dauer und die betroffenen Standorte sollen die Mitarbeiter in Betriebsversammlungen am Dienstag informiert werden.
Zuvor wolle das Unternehmen öffentlich keine Einzelheiten nennen, sagte Sieverdingbeck. Der Schaeffler-Konzern hat in Deutschland rund 25 Standorte mit etwa 31.000 Mitarbeitern.
Bei dem unter Druck geratenen Konzern droht nach Einschätzung von Experten ein massiver Stellenabbau. Schaeffler werde "so oder so" seine Gummi-Sparte verkaufen müssen, sagte Rudolf Hickel vom Institut für Wirtschaft und Arbeit der Universität Bremen der "Bild"-Zeitung (Montagsausgabe). Damit drohe "eine Zerschlagung, die viele der bundesweit 80.000 Stellen kosten könnte".
Auch Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft (IFA) der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen geht davon aus, dass ein Teil des Konzerns verkauft werde. "Das Abstoßen der Reifenproduktion ist plausibel, doch es bleibt fraglich, ob sich ein Käufer findet und genügend Geld in die Kasse kommt", sagte er.
Merkel wartet auf "akzeptables Unternehmenskonzept"
Wegen hoher Schulden nach der Übernahme des Autozulieferkonzerns Continental hatte Schaeffler laut Medienberichten den Staat um Hilfe gebeten. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) lehnte Staatshilfen für den Konzern allerdings strikt ab. Derzeit würden auch Gespräche mit potenziellen Investoren geführt, teilte Schaeffler am Sonntag in Herzogenaurach mit.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte am Samstag in Berlin, der Staat zahle nicht "die Zeche für riskante Unternehmensentscheidungen", während die Besitzer des Unternehmens nicht zur Verantwortung gezogen würden. Sie wies aber auch darauf hin, dass bei Schaeffler nach der Übernahme von Continental 200.000 Menschen beschäftigt seien.
Merkel kritisierte, bis jetzt habe Schaeffler kein akzeptables Unternehmenskonzept vorgelegt. Dies gelte im übrigen auch für die amerikanische GM-Tochter Opel.
Das Unternehmen bekräftigte, dass es bei den umstrittenen Staatshilfen um eine zeitlich begrenzte finanzielle Überbrückung gehe. "Damit soll sichergestellt werden, dass die Überbrückungshilfe nicht zu einer Belastung des Steuerzahlers führt."
Es gehe um 220.000 Arbeitsplätze bei Schaeffler/Conti, um Zehntausende Jobs bei Lieferanten und Handwerksbetrieben sowie auch um Zukunftstechnologien, die auf Dauer in Deutschland bleiben müssten, erklärte Schaeffler.
manager-magazin.de mit Material von dpa und afp