Gasstreit Sie liefern, sie liefern nicht, sie liefern ...

Noch Dienstagvormittag schien die Welt für Gaskunden in Ordnung zu kommen. Denn Moskau wollte wieder Gas liefern. Doch nun ist alles anders - die Ukraine scheint den Weitertransport des Rohstoffs zu blockieren. Schuld an der Entwicklung soll aber ein ganz anderes Land sein.

Kiew - Die Lage scheint komplizierter zu sein als angenommen. Noch Dienstagvormittag hatte die Ukraine die Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen am Dienstag bestätigt. Das Gas ströme bereits durch das ukrainische Gastransportsystem, sagte der Sprecher des ukrainischen Unternehmens Naftogas, Valentin Semljanski, in Kiew nach Angaben der Agentur RIA Nowosti. Der Transit war am vergangenen Mittwoch ausgesetzt worden, weil die Ukraine nach russischer Darstellung die Durchleitung nach Westen verhinderte.

Doch gegen Mittag heißt es offenbar: "Ventile zu". Der Staatskonzern Gazprom warf der Ukraine nur wenige Stunden nach der Wiedereröffnung der Gasleitungen vor, die Lieferungen nach Europa zu blockieren und illegal Gas für eigene Zwecke abzuzweigen. Der stellvertretende Gazprom-Chef Alexander Medwedew erklärte, die Ukraine halte die Transitleitungen geschlossen. Grund seien "nicht hinnehmbare Bedingungen für den Transit", die der russische Gaskonzern Gazprom aufgestellt habe, sagte ein Sprecher der ukrainischen Gasgesellschaft Naftogaz am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Andere Agenturen sehen die Ursache für den Stopp ganz woanders - es gäbe technische Probleme, soll ein ukrainischer Offizieller gesagt haben.

Medwedew geht sogar noch weiter. Die Vereinigten Staaten von Amerika sollen die ukrainischen Aktionen dirigiert haben. "Es sieht so aus, (...) als ob sie zu einer Musik tanzen, die aber nicht in Kiew gemacht wird, sondern außerhalb des Landes." Medwedew sagte, er bezöge sich auf ein Abkommen, das zwischen der Ukraine und den USA unterzeichnet worden sei, bezeichnete das Abkommen aber nicht näher.

Gazprom hatte am Morgen nach fast einwöchiger kompletter Unterbrechung seine Gaslieferungen wieder aufgenommen. Die Europäische Kommission soll die Lieferungen überwachen. Sie erklärte in Brüssel, ihre Beobachter hätten die Lieferungen von "wenig oder keinem Gas" in die Ukraine festgestellt.

Das wiederum ruft die Europäer auf den Plan. Die Europäische Kommission hat den mangelnden Zugang ihrer Gasbeobachter zu Kontrollpunkten in Russland und der Ukraine kritisiert. Beobachtern, die den Transit russischen Gases durch die Ukraine prüfen sollten, werde weder in Kiew noch in Moskau voller Zugang zu Kontrollräumen in Gasverteilungszentren gewährt, erklärte die Kommission am Dienstag in Brüssel. Sie forderte die russische und die ukrainische Seite auf, diesen vollen Zugang unverzüglich zu gewährleisten.

Die Zugangsverweigerung sei ein "eindeutiger Verstoß gegen die bestehenden Vereinbarungen", sagte eine Sprecherin. Die Kommission forderte Russland und Ukraine auf, sicherzustellen, "dass sie ihren Verpflichtungen nachkommen".

manager-magazin.de mit Material von Nachrichtenagenturen

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