Rente Politisches Spiel um Ost und West
Berlin - Das Finanzpolster der Rentenversicherung nimmt nach einem Zeitungsbericht stetig zu und könnte mittelfristig niedrigere Beitragssätze ermöglichen. Bis Ende dieses Jahres würden die Rücklagen mit 15,7 Milliarden Euro um 4,2 Milliarden Euro höher ausfallen als Ende 2007, berichtete die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" am Dienstag. Das seien 0,97 Monatsausgaben nach 0,72 Ende des Vorjahres. Die Zeitung beruft sich auf den neuen Rentenversicherungsbericht 2008, der ihr vorliege.
Bis 2012 könnte sich das Finanzpolster auf 1,54 Monatsausgaben erhöhen. Sollte sich das bewahrheiten, könnte der Beitragssatz auf 19,2 Prozent von gegenwärtig 19,9 Prozent sinken. Der bleibe aber erst einmal bis 2011 stabil. Die 20 Millionen Rentner können im Jahresdurchschnitt bis 2022 mit Steigerungen von 1,9 Prozent rechnen, berichtete die Zeitung weiter aus dem Bericht. In die Berechnungen seien die neuen Wirtschaftsprognosen der Regierung ebenso einbezogen wie der künftige einheitliche Krankenkassenbeitrag und die Senkung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge. Die Bundeszuschüsse zur Rentenkasse würden von 56,4 Milliarden Euro in diesem Jahr auf 60,9 Milliarden Euro in 2012 steigen.
Die an Männer im Osten ausgezahlten Renten lagen danach zur Jahresmitte 2008 im Schnitt bei 1008,64 Euro gegenüber 959,88 Euro im Westen. Frauen im Osten erhielten 851,65 Euro gegenüber 655,03 Euro im Westen.
Ostdeutsche Ministerpräsidenten wiesen unterdessen nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" Forderungen nach einer schnellen Anpassung der Rentenberechnung von Ost und West zurück. So sagte Sachsen-Anhalts Regierungschef Wolfgang Böhmer, werde die Anpassung sofort vorgenommen, würden sich viele Menschen schlechter stellen als jetzt. Das hängt damit zusammen, dass bei der Rentenberechnung Ost-Löhne derzeit aufgewertet werden, aktuell um 18 Prozent. Dieser Hochrechnungsfaktor würde bei einer Angleichung der Rentenwerte aber wegfallen.
Teure Frührente
Teure Frührente
Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung nimmt der Anteil der Rentner, die wegen eines vorzeitigen Ruhestands zum Teil hohe Abschläge hinnehmen müssen, immer mehr zu. Inzwischen gelte das für mehr als jeden zweiten Neurentner, berichtete die Zeitung unter Berufung auf eine Statistik der Rentenversicherung. Im vergangenen Jahr hätten bereits 55,1 Prozent der Neurentner Abschläge auf ihr Altersgeld hinnehmen müssen nach noch 49,6 Prozent im Jahr 2006. Im Durchschnitt erhielten die Betroffenen ihre Rente 37,2 Monate vor dem eigentlichen Rentenalter. Ihre Renten würden um Durchschnitt um 100 Euro im Monat niedriger ausfallen. Dramatisch sehe es bei Frauen in Ostdeutschland aus. Fast vier Fünftel der Neurentnerinnen dort, 79 Prozent, müssten Abschläge hinnehmen.
Ministerpräsidenten ostdeutscher Bundesländer haben Forderungen nach einer schnellen Anpassung der Rentenberechnung in Ost und West zurückgewiesen. "Es kann nicht sein, dass man etwas will, ohne sich zu überlegen, dass vielleicht die Betroffenen am Ende weniger haben als jetzt", sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) der "Berliner Zeitung" (Dienstag). Würde die Rentenberechnung Ost an jene im Westen sofort angepasst, "werden viele schlechter dastehen als heute".
Auch der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering (SPD), äußerte sich kritisch: "Wir brauchen jetzt keine hektische Diskussion, sondern vernünftig durchgerechnete Modelle", sagte er der Zeitung. 30 Jahre nach der Einheit, also spätestens im Jahr 2020, müsse aber Schluss mit unterschiedlichen Renten in West und Ost sein. Zuvor hatte schon Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) eine übereilte Ost-West-Angleichung als problematisch bezeichnet.
Am Mittwoch beraten die Ost-Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über das Thema. Eine Entscheidung soll nach dem Willen der großen Koalition spätestens 2009 fallen.
manager-magazin.de mit Material von Nachrichtenagenturen