Autozulieferer Auch Conti drosselt Produktion
Hannover - "Es wird die ganze Bandbreite an Maßnahmen geben", sagte ein Sprecher von Continental am Dienstag. Arbeitszeitkonten würden reduziert, die Weihnachtsferien in einzelnen Werken verlängert und die Beschäftigung von Leiharbeitern zurückgefahren. Für die verschiedenen Werke gebe es unterschiedlichen Handlungsbedarf. Bei der Vorlage der Quartalszahlen am Donnerstag will Conti Details nennen.
Die Absatzkrise der Autohersteller trifft die rund 850 Autozulieferer in Deutschland immer härter. Am Vortag hatte der weltgrößte Zulieferer Bosch erklärt, wegen der angespannten Marktlage erwäge das Unternehmen, noch in diesem Jahr Kurzarbeit einzuführen.
Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer rechnet mit zahlreichen Firmenpleiten und dem Abbau von bis zu 50.000 Stellen in der Branche. "Gibt es kein Kreditprogramm der Regierung für die Auto-Zulieferer, gehen in den nächsten zwei Jahren bis zu 20 Prozent der Autozulieferer in Konkurs", sagte Dudenhöffer der "Bild" (Dienstagausgabe). Dann fielen bis zu 50.000 Jobs weg. Derzeit sind in der direkten Zulieferindustrie rund 350.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Spekulationen um Verkauf der Gummisparte
Beobachter gehen davon aus, dass Continental nun zusätzliche Stellen streichen wird. "Die Krise könnte Conti einige Hundert Stellen kosten", sagte Merck-Finck Analyst Robert Heberger. Die Krise könnte nach Überzeugung von Analysten auch einen Verkauf der Conti-Gummisparte beschleunigen. "Je nachdem, wie groß die Not ist, wird Conti von den derzeitigen Preisvorstellungen von sieben bis elf Milliarden Euro runtergehen und einen Käufer finden", sagte ein Branchenexperte.
Conti-Unternehmenskreisen zufolge gibt es allerdings noch keinen Verkaufsprozess. "Es gibt derzeit keine aktiven Gespräche mit Investoren", sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person aus dem Conti-Umfeld. Ein Deal mit Finanzinvestoren gilt angesichts der zu erwartenden Finanzierungsprobleme als unwahrscheinlich. Medienberichten zufolge sollen allerdings die schon früher genannten Investoren KKR, Bain und CVC interessiert sein.
Strategische Investoren sind offenbar ebenfalls nicht in Sicht. Es habe lockere, aber ergebnislose Kontakte zu den fünf größten Reifenherstellern der Welt gegeben, sagte eine andere mit dem Vorgang vertraute Person. Dazu gehören Michelin, Bridgestone, Goodyear und Pirelli. Einige dieser Hersteller hatten zuletzt dementiert oder auf drohende Kartellprobleme verwiesen. Auch von Reifenherstellern der zweiten Reihe gab es keine positive Reaktion.
Schaeffler sucht Investoren für Conti-Pakete
Schaeffler sucht Investoren für Conti-Pakete
Unterdessen sucht Schaeffler nach eigenen Angaben nach Käufern für größere Conti-Aktienpakete. Der fränkische Wälzlagerhersteller darf einer Investorenvereinbarung mit Conti zufolge nur 49,9 Prozent der Conti-Aktien behalten, bekam aber im Zuge der Offerte 82 Prozent angedient.
"Beim Abverkaufsprozess können Investoren größere Conti-Pakete übernehmen", sagte ein Schaeffler-Sprecher. "Es haben sich Interessenten direkt bei uns gemeldet, wir haben sie allerdings an die beauftragten Banken weiter verwiesen." Finanzkreisen zufolge suchen die Banken Sal. Oppenheim und Metzler derzeit nach Interessenten für die Aktien, durch deren Verkauf Schaeffler auch seine angespannte Finanzlage verbessern könnte.
Bis zur wettbewerbsrechtlichen Freigabe der Conti-Übernahme gehören den Franken die Aktien noch nicht. Eine Einreichung der finalen kartellrechtlichen Unterlagen bei der EU-Kommission wird in den kommenden Wochen erwartet. "Es ist damit zu rechnen, dass der Deal bis Weihnachten durch ist", sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person.
manager-magazin.de mit Material von Nachrichtenagenturen