Tankflugzeug
EADS droht mit Rückzug bei Ausschreibung
EADS droht der US-Regierung, sein Angebot für ein neues Militärtankflugzeug zurückzuziehen. Der europäische Flugzeugkonzern ist verärgert über einen erneuten Vergabestopp für ein Geschäft, das Airbus nach einem ersten Verfahren längst sicher hatte.
Hamburg - Wegen des vorläufigen Vergabestopps eines milliardenschweren Tankflugzeug-Auftrags durch das amerikanische Verteidigungsministerium könnte die nächste US-Regierung erhebliche Probleme bekommen. Sollte die Ausschreibung im kommenden Jahr neu aufgerollt werden, droht der europäische
EADS-Konzern nach Informationen des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL mit einem Rückzug.
Das Unternehmen wolle sehr genau überlegen, ob er sich in der zweiten Runde überhaupt noch einmal bewirbt. "Wir bieten nur dann mit, wenn wir sicher sein können, auch eine faire Chance zu haben", erklärte ein hochrangiger EADS-Manager.
Mit ihrer verdeckten Drohung wollen die Europäer Druck auf die künftige US-Administration ausüben. Sie braucht zumindest zwei Anbieter, um einen möglichst guten Preis für den Ersatz ihrer rund 50 Jahre alten Luft-Betankungsflotte auszuhandeln; Washington will 179 neue Tankflugzeuge kaufen. Gleichzeitig wollen die EADS-Manager verhindern, dass die Ausschreibung bei einem Wahlsieg des demokratischen Kandidaten Barack Obama gezielt auf ihren US-Rivalen
Boeing zugeschnitten wird.
Boeing war im ersten Durchgang unterlegen, weil das Unternehmen zunächst ein älteres und kleineres Flugzeug als das EADS-Konkurrenzmodell Airbus A330 offerierte. Nach einem erfolgreichen Protest von Boeing unter Hinweis aus Verfahrensfehler hatte die US-Regierung die Ausschreibung zunächst neu angesetzt. Der amerikanischen Flugzeughersteller hatte um mehr Zeit gebeten, im sein Angebot zu überarbeiten. Nach dem Zeitplan des Pentagons hätte die Entscheidung schon Ende Dezember 2007 fallen sollen. Jetzt erwägt der größte Airbus-Konkurrent, den Vorzeigejet Boeing 777 als Tankflugzeug ins Rennen zu schicken.
Jetzt hat US-Verteidigungsminister Robert Gates die Vergabe erneut gestoppt. Am vergangenen Mittwoch erklärte er, in der derzeit aufgeladenen Stimmung sei eine faire und objektive Entscheidung nicht mehr möglich.
Der jetzige Aufschub bedeutet einen Rückschlag für EADS und seinen US-Partner Northrop
Grumman, die den Auftrag im Umfang von rund 35 Milliarden Dollar im Februar gewonnen hatten und, sollten sie sich an der nächsten Vergaberunde beteiligen, wieder dasselbe Modell anbieten wollen.