Chance oder Hängepartie? Clever oder voreilig? Die Deutsche Bank steigt bei der Postbank ein, doch ob die Post damit ein gutes Geschäft macht, ist umstritten. Oberpostillon Frank Appel verteidigt den Deal zum jetzigen Zeitpunkt und will "auch die Aktionäre berücksichtigen".
Hamburg - Post-Chef Frank Appel will seine Aktionäre bei der Verteilung der rund 2,8 Milliarden Euro aus dem Verkauf der
Postbank berücksichtigen. In einem Interview mit dem Hamburger Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL sagte er, dass die
Post in den nächsten "Monaten darüber entscheide", wie das Geld verwendet werden solle.
"Aber natürlich", so der Post-Chef, "werden wir auch die Aktionärsinteressen dabei berücksichtigen." Ein weiterer Teil des Geldes, so Appel gegenüber dem SPIEGEL, solle für das künftige "Wachstum der Post" genutzt werden. Dabei schloss Appel jedoch ausdrücklich Großkäufe aus.
Im Interview verteidigt der Post-Chef den Zeitpunkt des Postbank-Teilverkaufs an die Deutsche Bank. Es hätte keinen Sinn gemacht, so Appel, noch länger zu warten, um dann möglicherweise bei höheren Kursen abzuschließen: "Die Finanzkrise ist nicht ausgestanden, das zeigen die jüngsten Entwicklungen in den USA." Wenn er den ganzen Verkaufsprozess wieder abgeblasen hätte, um zu warten, bis die Krise vorbei ist, "hätte mir keiner mehr geglaubt", so Appel. "Wir haben einen guten Abschluss, auf den ich sehr stolz bin".
Die Prinzipien der Kooperation zwischen Postbank und Deutsche
Bank regelt ein Rahmenvertrag, die Details müssen noch ausgehandelt werden. Die Deutsche Bank will die Mitarbeiter der Postbank für den Vertrieb ihrer Fonds und Zertifikate schulen sowie neue Vorsorgekonzepte lancieren. Die Postbank bietet ihrem neuen Großaktionär eine moderne Abwicklungsplattform für dessen Privatkundengeschäft.