Übernahme Conti-Schulden könnten Schaeffler bremsen
Hamburg - "Es gibt eine entsprechende Klausel in den Kreditverträgen, dass die Konditionen neu verhandelt werden müssen, wenn es einen neuen Eigentümer gibt", sagte eine Conti-Sprecherin am Donnerstag in Hannover. Sie bestätigte damit einen entsprechenden Radiobericht.
Hintergrund: Im vergangenen Sommer hatte Conti umfangreiche Kredite für die 11,4 Milliarden Euro schwere Übernahme von Siemens VDO aufgenommen. Die Verschuldung des Konzerns sprang dadurch in die Höhe und lag Ende März bei 11,2 Milliarden Euro. Ursprünglich hatte Conti geplant, für die Rückzahlung insgesamt 3,5 Milliarden Euro durch Anleihen einzusammeln. Die Pläne liegen wegen der Krise an den Finanzmärkten bisher aber auf Eis.
Die Krux: Die Banken haben sich in den Kreditverträgen nach Angaben von Continental ein Sonderkündigungsrecht gesichert für den Fall, das ein Investor mehr als 50 Prozent der Conti-Anteile übernimmt. Der gesamte Kredit wäre dann vorzeitig fällig, die Konditionen müssten komplett neu ausgehandelt werden. Solche "Change-of-Control"-Klauseln seien bei derartigen Verträgen üblich und unter normalen Umständen auch unproblematisch, hieß es bei Conti.
Die Klausel könnte der Grund dafür sein, dass Schaeffler zunächst nur eine Minderheitsbeteiligung anstrebt. Würde Schaeffler die Mehrheit übernehmen, könnten sich die Kreditkonditionen spürbar verschlechtern. Wegen der Finanzkrise gilt als sicher, dass bei einer Neuverhandlungen deutlich schlechtere Bedingungen drohen würden als sie Conti im vergangenen Jahr ausgehandelt hatte. "Wir waren gerade noch früh genug vor der Krise und haben ganz gute Konditionen aushandeln können", hatte Wennemer bereits im September gesagt.
Die erste Tranche des VDO-Kredits wird nach Conti-Angaben im August 2008 fällig, kann aber um ein Jahr verlängert werden. Weitere Tranchen werden 2010 und 2012 fällig. Spätestens dann sei damit zu rechnen, dass Schaeffler Conti entgegen der bisherigen Ankündigungen doch komplett schlucken werde, hieß es in Unternehmenskreisen.
Schaeffler hatte am Dienstag erklärt, derzeit nur einen Conti-Anteil von mehr als 30 Prozent, aber "nicht notwendigerweise" die Mehrheit anzustreben. Knapp 3 Prozent hält Schaeffler bereits, weitere 33 Prozent hat sich das Familienunternehmen aus Herzogenaurach über Optionen und Swap-Geschäfte gesichert. Conti wies den Vorstoß am Mittwoch als feindlich zurück. Bei Schaeffler war am Donnerstagnachmittag zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
An der Börse gab die Continental-Aktie nach dem Kurssprung der vergangenen Tage am Donnerstag wieder etwas nach. Bis zum Nachmittag sackte sie um 1,53 Prozent auf 72,80 Euro. Damit lag die Aktie aber weiter deutlich über den von Schaeffler geboten 69,37 Euro je Aktie.