EADS Airbus gibt sich optimistisch
Farnborough - Die Flugzeughersteller Airbus und Boeing haben den Kampf um neue Aufträge auf der Flugschau im britischen Farnborough eröffnet. Der US-Konzern sah dabei zunächst wie der Punktsieger des ersten Tages aus. Boeing teilte am Montag auf der weltgrößten Luftfahrtmesse in der Nähe von London mit, die Fluglinie Etihad aus den Vereinigten Arabischen Emiraten habe 35 Maschinen des neuen Vorzeigemodells 787 Dreamliner sowie zehn Jets vom Typ 777 bestellt.
Die Orders haben nach Listenpreisen einen Wert von mehr als neun Milliarden Dollar. Der erste Dreamliner soll im dritten Quartal 2009 ausgeliefert werden. Zudem habe Boeing Bestellungen für 50 Flieger der Marke 737 aus Dubai erhalten. Diese sollen an FlyDubai gehen und haben einen Wert von knapp vier Milliarden Dollar.
Erzrivale Airbus, Tochter des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS, konterte umgehend: Die staatliche saudi-arabische Fluglinie habe acht Maschinen des Typs A330 bestellt, hieß es. Die Jets haben nach Listenpreisen einen Wert von 1,6 Milliarden Dollar. Zudem gab Etihad am Montag bekannt, 55 Maschinen mit einem Gesamtwert von rund zwölf Milliarden US-Dollar bei Airbus bestellt zu haben.
Ohnehin sind die Auftragsbücher von Airbus ungeachtet aller Unsicherheiten in der Luftfahrtbranche gut gefüllt. Auf insgesamt 30 Milliarden Pfund (37,5 Milliarden Euro) beliefen sich die Bestellungen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres, teilte das Unternehmen in Farnborough mit.
Insgesamt seien bei der EADS-Tochter im ersten Halbjahr 525 Flugzeugbestellungen eingegangen. Bei Umrechnung der Order für A350-Maschinen, die in Aufträge für die breitere Variante A350XWB umgewandelt wurden, ergeben sich netto 487 Bestellungen, was der geplanten Jahresproduktion entspricht.
Von den im ersten Halbjahr eingegangen Bestellungen entfielen 82 auf den A350. Insgesamt liegt dieser Airbus-Typ nun mit 374 bestellten Maschinen in verschiedenen Varianten für 23 Kunden an der Spitze der Airbus-Angebotspalette. 2008 wurden desweiteren 335 Flugzeuge des Typs A320s sowie 105 A330s und drei Großraumjets A380 geordert. Mehr als zwei Fünftel der gesamten Bestellungen von Januar bis Ende Juni kamen aus Ländern der Asien-Pazifik-Region.
Von der Flugschau in Farnborough erwartet sich Airbus einen zusätzlichen Schub. Angesichts der hohen Ölpreise versucht das Unternehmen vor allem, seinen Großraumflieger A380 ins Rampenlicht zu rücken. Dieser ist moderner und damit sparsamer als viele Vorgängermodelle. Boeing argumentiert dagegen, die Kunden benötigten solche riesigen Maschinen mit 525 Plätzen und mehr kaum.
Gallois dementiert drohende Gewinnwarnung
Gallois dementiert drohende Gewinnwarnung
Trotz der vermeintlich positiven Aussichten sah sich Louis Gallois, Chef der Airbus-Mutter EADS am Wochenende genötigt, Spekulationen um eine bevorstehende Gewinnwarnung entgegenzutreten. EADS kämpft neben Problemen beim A380 und dem Militärtransporter A400M derzeit mit dem massiven Dollarverfall. Das zunächst auf Airbus beschränkte Sparprogramm "Power8" soll Gallois zufolge nun auf den ganzen Konzern ausgeweitet werden. Mit Power8 wollte EADS bislang 2,1 Milliarden Dollar bis 2010 einsparen - durch den Verkauf von Werken sowie den Abbau von 10.000 Stellen.
Gallois bestätigte die Erwartung, 2008 einen operativen Gewinn von 1,8 Milliarden Euro zu erzielen, nachdem es 2007 nur 52 Millionen waren. Nur das Board of Directors könne die Prognose für das Gesamtjahr ändern, gab der EADS-Chef zu bedenken. "Wir sehen nach wie vor Chancen und Risiken", ergänzte Finanzvorstand Hans Peter Ring. Die Prognose werde bei der Vorlage der Quartalszahlen Ende Juli aktualisiert. Zudem übertreffe das Kostensenkungsprogramm Power 8 die Planungen des Unternehmens. Es gebe Potenzial für mehr, sagte Airbus-Chef Tom Enders.
Die Prognose basiert auf einem Eurokurs von 1,45 Dollar. Derzeit kostet die europäische Gemeinschaftswährung aber fast 1,60 Dollar. Als Faustregel gilt, dass zehn Cent Wechselkursverschlechterung Airbus im Jahr etwa eine Milliarde Euro an Ergebnis kosten. Der Flugzeugbauer will daher seit langem seine Aktivitäten im Dollarraum stärken, um gegen Wechselkursschwankungen weniger anfällig zu sein.
Nachfrage aus Ölförderländern
Die Papiere von EADS zeigen sich am Montag angetrieben von der Bestätigung der Gewinnziele sehr fest. Die Aktie erholte sich im Rahmen der freundlichen Marktentwicklung auch von den deutlichen Verlusten am Freitag, sagten Börsianer. Für zusätzlichen Auftrieb könnten weitere Erfolgsmeldungen von der Flugschau in Farnsborough sorgen.
Experten rechnen allerdings damit, dass die Auftragvergabe in diesem Jahr langsamer als in den Vorjahren verlaufen wird. Der rasant gestiegene Ölpreis, die Finanzkrise sowie die schwächeren Konjunkturprognosen für weite Teile der Welt machen den Fluglinien das Leben schwer. Vor allem in Europa und Amerika stiegen die Preise für Flugtickets, zahlreiche Anbieter kämpfen ums Überleben.
Dagegen investieren Staaten im Nahen und Mittleren Osten, die als Förderer vom hohen Ölpreis profitieren, in größere Flotten. Die Großaufträge von Etihad sind ein Beispiel dafür. Airbus kann zudem auf Orders von Qatar Airways hoffen.
manager-magazin.de mit Material von reuters, dpa, dpa-afx