Continental Anleger erwarten feindliche Übernahme
Hannover - Um bis zu 27 Prozent legten Conti-Papiere am Montag zu. Verschiedenen Presseberichten zufolge will die Herzogenauracher Schaeffler-Gruppe Continental für mehr als zehn Milliarden Euro übernehmen und wäre auch zu einer feindlichen Übernahme bereit.
Conti bestätigt inzwischen Kontakte mit Schaeffler-Vertretern. Ende vergangener Woche habe es ein "erstes, kurzes Gespräch über ein mögliches Engagement der Schaeffler-Gruppe" gegeben. "Sobald die Schaeffler-Gruppe ihre Überlegungen substantiiert hat, wird der Vorstand der Continantal AG diese prüfen und zu den Ergebnissen in angemessener Weise weiter informieren", teilte Continental heute in einer Ad-hoc-Meldung mit. Conti zeigte sich offen für weitere Gespräche mit der Schaeffler-Gruppe. Dies sagte ein Conti-Sprecher am Montag auf Nachfrage.
Anleger spekulieren offenbar darauf, dass Schaeffler eine ordentliche Prämie für Conti zahlen muss, um eine Übernahme zu ermöglichen. Zusätzlich kamen erneut Gerüchte auf, der Autozulieferer Bosch könnte in einen Bieterpoker um Conti einsteigen. Hier würden auch die Größenverhältnisse stimmen, sagte ein Händler mit Blick auf einen Bosch-Vorjahresumsatz von 46 Milliarden Euro. Bosch lehnte jeden Kommentar zu dem Gerücht ab.
Abspaltung der Reifensparte?
Nach einer möglichen Übernahme von Continental erwägt die Schaeffler-Gruppe dann offenbar einen Verkauf von Konzernteilen. Das berichtet die "Hannoversche Allgemeinen Zeitung". Um die Schuldenlast zu drücken, erwäge Schaeffler die Trennung von den Reifensparten und ContiTech, berichtet die Zeitung.
Dies könnte eine Einigung mit der Conti-Spitze deutlich erschweren und einen harten Übernahmekampf nach sich ziehen. Conti-Chef Manfred Wennemer hatte sich bisher stets gegen einen Verkauf der Sparten ausgesprochen. Die Verschuldung des Konzerns war durch die Übernahme von Siemens VDO im vergangenen Jahr auf gut zehn Milliarden Euro gestiegen.
Ein Conti-Sprecher wollte sich auf Nachfrage zu den Spekulationen nicht äußern. Er verwies auf die grundsätzliche Haltung seines Unternehmens: Conti habe keine Berührungsängste gegenüber Investoren, die die langfristige Strategie und Geschäftspolitik des Unternehmens unterstützen und die Conti nicht zerschlagen wollten.
"Wer aber eine feindliche Übernahme anstrebt, dem wünschen wir viel Glück. Er wird es brauchen", fügte der Sprecher hinzu.
Schaeffler könnte schon heute bieten
Schaeffler könnte schon heute bieten
Die Schaeffler-Gruppe will einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zufolge schon kurzfristig ein Übernahmegebot für Conti vorlegen. Möglicherweise werde Schaeffler bereits an diesem Montagmorgen ein mehr als 10 Milliarden Euro schweres Gebot abgeben, berichtet die Zeitung ohne Quellen zu nennen.
Bereits am Samstag hatte die britische "Financial Times" (FT) über Kontaktaufnahmen Schaefflers zu Conti berichtet. Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sind über das Wochenende konkrete Übernahmeverhandlungen geführt worden.
Die bei Conti vertretenen Gewerkschaften IG Metall und IG BCE kündigten in der "Welt" bereits massive Proteste gegen eine Übernahme an. Es gebe zwar noch kein offizielles Angebot, eine feindliche Übernahme oder Zerschlagung werde aber zu Protesten führen, zitiert das Blatt namentlich nicht genannte Gewerkschaftsführer.
Eine Übernahme von Continental wäre der größte Unternehmenskauf in diesem Jahr in Europa. Das Übernahmeangebot kommt zu einem Zeitpunkt, in dem der Hannoveraner Autozulieferer wegen steigender Rohstoffpreise und sinkenden Autoabsatzes zunehmend unter Druck gerät. Das Unternehmen hat laut "Financial Times" daher erneut eine Preiserhöhung für einen Teil seiner Produkte angekündigt.
Die von Maria-Elisabeth Schaeffler und ihrem Sohn Georg kontrollierte Schaeffler-Gruppe ist der weltweit zweitgrößte Wälzlagerkonzern. Das familiengeführte Unternehmen fertigt Lager unter anderem für Maschinen, Anlagen, die Automobilindustrie sowie die Luft- und Raumfahrt. Im Jahr 2007 erwirtschaftete die Schaeffler-Gruppe mit ihren drei Marken INA, LuK und FAG und ihren weltweit 66.000 Beschäftigten einen Umsatz von 8,9 Milliarden Euro.
Der Continental-Konzern gehört mit einem anvisierten Umsatz von mehr als 26,4 Milliarden Euro im Jahr 2008 weltweit zu den fünf führenden Automobilzulieferern. Zu den Produkten zählen Bremssysteme, Systeme und Komponenten für Antrieb und Fahrwerk, Instrumentierung, Infotainment-Lösungen, Fahrzeugelektronik und Reifen. Das Unternehmen beschäftigt derzeit rund 150.000 Mitarbeiter an nahezu 200 Standorten in 36 Ländern.
manager-magazin.de mit Material von dpa-afx
Maria-Elisabeth Schaeffler: Die listige Witwe