Air France-KLM Alitalia billigt Kaufofferte
Rom/Paris - Die angeschlagene Fluggesellschaft Alitalia hat trotz eines deutlich geringeren Preises als erwartet das Übernahmeangebot von Air France-KLM angenommen. Dies gaben beide Unternehmen am Sonntagmorgen bekannt. Mit 138 Millionen Euro bietet Air France weniger als halb so viel wie zuletzt in Medienberichten geschätzt. Ziel sei die Übernahme von 100 Prozent des Kapitals von Alitalia.
Die Offerte liegt 81 Prozent unter dem derzeitigen Aktienkurs Alitalias. Allerdings will Air France zusätzlich eine Milliarde Euro in das defizitäre Unternehmen stecken, das ohne Kapitalspritze den Betrieb nur noch wenige Monate aufrechterhalten könnte.
Die staatliche Alitalia fliegt seit fünf Jahren Verluste ein und verliert derzeit rund eine Million Euro pro Tag. Die Geldreserven sind inzwischen weitgehend aufgebraucht. Um den Konzern zu retten, hat die italienische Regierung seit mehr als einem Jahr nach einem Käufer für ihren Anteil von 49,9 Prozent gesucht. Das scheidende Kabinett von Ministerpräsident Romano Prodi soll in der kommenden Woche über die Offerte entscheiden.
Air France-KLM zeigte sich erfreut über die Zustimmung des Alitalia-Verwaltungsrats. Der französisch-niederländische Flugkonzern hat jedoch angekündigt, den Kauf nicht eher abzuschließen, bis die mächtigen Alitalia-Gewerkschaften und die neue italienische Regierung, die im April gewählt wird, ihre Zustimmung gegeben haben.
Die Alitalia-Führung beriet am Wochenende in einer 16-stündigen Marathonsitzung über das Air-France-Angebot, die von Samstagmorgen bis in die Nacht zum Sonntag dauerte. Für jeweils 160 Alitalia-Aktien bietet Air France einen eigenen Anteilsschein. Dies bedeutet, dass eine Aktie mit knapp 0,10 Euro bewertet würde. An der Börse wurden die Alitalia-Papiere am Freitag hingegen zum Stückpreis von 0,53 Euro gehandelt. In Medienberichten war zuvor von einer Air-France-KLM-Aktie für je 70 Alitalia-Anteilsscheine die Rede gewesen, was einem Kaufpreis von etwa 317 Millionen Euro ergeben hätte.
Entscheidend ist nun, wie sich die Gewerkschaften entscheiden. Nur einige Bereiche der in Schieflage geratenen Bodendienstetochter AZ Servizi sollen mit übernommen werden. Das deutet an, dass höchstwahrscheinlich weitaus mehr der insgesamt etwa 20.000 Arbeitsplätze bei Alitalia wegfallen könnten als bislang erwartet, um die Airline wieder auf Kurs zu bringen.
Air France-KLM hatte im vergangenen Jahr in einem unverbindlichen Angebot erklärt, 6,5 Milliarden Euro bis 2015 investieren und bis zu 1700 Stellen abbauen zu wollen. Arbeitnehmervertreter befürchten jedoch, dass sich Air France gegen den größeren Teil der Bodendienstetochter AZ Servizi mit seinen knapp 8000 Angestellten entscheidet, was das Aus für zahlreiche Jobs bedeuten würde. Außerdem sorgen sich Beobachter und Arbeitnehmer um die Bedeutung des Mailänder Flughafens Malpensa.
manager-magazin.de mit Material von ap, dpa und reuters