Porsche/VW Verhandlungen um Betriebsrat geplatzt
München/Hamburg - Im Streit zwischen Porsche und den Betriebsräten von Volkswagen greift VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh den Großaktionär an. Porsche agiere wie ein Finanzinvestor, sagte Osterloh dem Nachrichtenmagazin "Focus" laut Vorabbericht, ihm fehle jegliches Vertrauen zu Porsche und dessen Vorstandschef Wendelin Wiedeking.
Wiedeking habe zwar den Ruf, dass er Geschäfte per Handschlag tätige und dabei sehr verlässlich sei, sagte Osterloh. Er habe aber ganz andere Erfahrungen mit Wiedeking gemacht. "Da galten Absprachen auf einmal über Nacht nicht mehr", sagte Osterloh. Wiedeking suche nicht den Konsens mit der VW-Belegschaft. "Er bevorzugt anscheinend aus Prinzip die Konfrontation. Ich bin aber keiner, der aus Angst vor dem Porsche-Vorstandsvorsitzenden die Hacken zusammenschlägt", sagte Osterloh.
Das Magazin berichtete, die monatelangen Verhandlungen zwischen Porsche und dem VW-Betriebsrat um die Mitbestimmung seien geplatzt. Porsche habe Ende vergangener Woche entschieden, die Gespräche umgehend abzubrechen. Damit sei eine mögliche außergerichtliche Einigung vom Tisch.
Hintergrund sei die Verschiebung des Prozesses vor dem Arbeitsgericht Stuttgart auf den 29. April. Ursprünglich hätten die Richter am kommenden Mittwoch über die Klage des VW-Betriebsrates gegen die Mitbestimmungsregelung bei der Porsche-Holding entscheiden wollen.
Der VW-Betriebsrat hatte seinen Großaktionär Porsche, der 31 Prozent an VW hält, verklagt, weil sich die Wolfsburger Arbeitnehmervertreter bei der Mitbestimmungsregelung der neuen Porsche-Holding unfair behandelt fühlten. Die rund 324.000 VW-Beschäftigten sollen in der neuen Holding gleich viele Stimmen wie die 11.500 Porsche-Mitarbeiter bekommen. Einen Antrag auf einstweilige Verfügung hat das Arbeitsgericht Stuttgart jedoch im Herbst vergangenen Jahres abgelehnt.
Massiven Widerstand angekündigt
Massiven Widerstand angekündigt
Osterloh kündigte massiven Widerstand an, falls Porsche Entscheidungen gegen die VW-Belegschaft treffe. Die IG Metall habe in den VW- und Audi-Werken einen Organisationsgrad von 90 Prozent. "Unsere Marschroute lautet: Wenn etwas sinnvoll ist, machen wir alles mit. Wenn etwas nicht sinnvoll ist, machen wir gar nichts mit", sagte er.
Derweil muss sich Porsches Betriebsratschef Uwe Hück gegen Verleumdungen wehren. Das berichtet DER SPIEGEL in seiner neuen Ausgabe. So ging bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart eine anonyme Anzeige gegen Hück ein. In ihr wird behauptet, er habe einem seiner beiden Brüder, der als IT-Unternehmer arbeitet, Aufträge bei Porsche verschafft und persönlich dafür gesorgt, dass Konkurrenten nicht zum Zuge gekommen seien. Hück hat Porsche-Chef Wendelin Wiedeking über den Vorgang informiert und gebeten, die Revision einzuschalten.
Die Porsche-Revision stellte fest, dass Hücks Bruder tatsächlich Aufträge von Porsche erhält. Aber die bekam er auch schon, als Hück noch als Lackierer in der Firma arbeitete und noch nicht mal Mitglied im Betriebsrat war. Auch später habe Hück nie Einfluss auf die Auftragsvergabe genommen. Alles sei blitzsauber, bescheinigte ihm die Revision.
Offenbar wurde auch versucht, Hück auszuspionieren. Ein Mann habe Hücks Brüder in einem Golfclub über den Betriebsratschef ausgefragt. Der Unbekannte wollte auch herausfinden, ob die Brüder einen Porsche zum Vorzugspreis erhalten hätten.
Die Identität des Mannes ist aber offenbar unbekannt. Auch ist nicht erkennbar, ob ein Zusammenhang mit dem Streit um die Mitbestimmung besteht oder ob mit den Verleumdungen andere Ziele verfolgt werden.
Hück und Wiedeking hatten vereinbart, dass nach einer VW-Übernahme im Aufsichtsgremium der Porsche Holding je drei Porsche- und drei VW- Arbeitnehmervertreter sitzen. Insgesamt gehören dem Holding-Betriebsrat 20 Mitglieder an, von denen 15 die Porsche AG und deren deutsche Tochtergesellschaften vertreten. Betriebsräte von VW sind nicht darunter.
manager-magazin.de mit Material von ddp