Die Siemens-Affäre sorgt auch in Griechenland für Ärger. In Medien wird über Zahlungen an Parteien und Amtsträger spekuliert. Laut Aussagen gegenüber Ermittlern der Münchner Staatsanwaltschaft sollen in das Land jährlich dubiose Zahlungen in Höhe von rund 15 Millionen Euro geflossen sein.
Hamburg - In Griechenland geht der Ärger jetzt bis in die höchsten Ebenen der Politik: Zur Klärung der Vorwürfe wollen sich die griechischen Sozialisten (Pasok) am kommenden Dienstag im Parlament für die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses stark machen. Der frühere Minister Stefanos Manos forderte unterdessen in mehreren Interviews,
Siemens bis zur vollständigen Klärung der Angelegenheit von der Vergabe von Staatsaufträgen in Griechenland auszuschließen.
Hintergrund sind zahlreiche Medienberichte, in denen über Zahlungen an Parteien und Amtsträger spekuliert wurde. Mehrere Politiker gaben daraufhin vollmundige Dementi ab. Unter anderem wiesen der frühere Minister für öffentliche Ordnung, Michalis Chrysochoidis und Ex-Verteidigungsminister Jannos Papantoniou Berichte zurück, wonach es im Zusammenhang mit einem 255 Millionen Euro Auftrag für ein Sicherheitskonzept für die Olympischen Spiele 2004 in Athen zu Unregelmässigkeiten gekommen sein soll.
Ermittlungsbehörden in der Schweiz waren bereits vor zwei Jahren auf dubiose Zahlungen im Zusammenhang mit dem sogenannten C4i-Projekt gestoßen. Demnach sollen im Spätsommer 2004 über Siemens-Briefkastenfirmen gut 1,8 Millionen Euro auf ein Konto bei der Barclays
Bank in London geflossen sein - Empfänger unbekannt.
Laut Aussagen gegenüber Ermittlern der Münchner Staatsanwaltschaft sollen nach Griechenland jährlich dubiose Provisionszahlungen in Höhe von rund 15 Millionen Euro geflossen sein. Ein früherer Siemens-Manager schilderte den Fahndern, dass ein hoher inzwischen ausgeschiedener Siemens-Landesvertreter ihn im Sommer 2004 in der Lobby des Athener Nobel-Hotels Grande Bretagne um die Bereitstellung einer hohen Geldsumme gebeten habe. Begründung: Es seien jetzt Wahlen in Griechenland und mit dem Geld müssten die "Parteien finanziert werden". Er hätte in der Sache "schon Zusagen gemacht".
Auch soll der Mann aus Athen der Aussage zufolge bei einem anderen Treffen um zusätzliche Gelder für illegale Zahlungen im Zusammenhang mit einem Rahmenvertrag mit der griechischen Telefongesellschaft OTE gebeten habe. Die Namen der Schmiergeldempfänger habe der griechische Siemens-Manager seinerzeit in beiden Fällen nicht genannt. Athener Ermittler wollen in diesen Tagen nach München reisen und sich mit ihren deutschen Kollegen über die Fälle beraten.