Société Générale Kerviel wieder in Haft
Paris - Kerviel soll mit Termingeschäften einen Verlust von 4,82 Milliarden Euro verursacht haben. Gegen den Börsenhändler war bereits ein Verfahren eingeleitet worden, er wurde aber unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt. Die französische Polizei hatte ihre Ermittlungen zum milliardenschweren Spekulationsskandal bei der Großbank Société Générale (SocGen) zuvor auf einen zweiten Händler ausgeweitet.
Gegen Kerviel wurde am 28. Januar ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Vertrauensbruch, der missbräuchlichen Verwendung von Computern und der Fälschung eingeleitet.
Der Vorwurf des Betrugs wurde von den Ermittlungsrichtern verworfen und der 31-Jährige wieder auf freien Fuß gesetzt. Dagegen legte die Staatsanwaltschaft Berufung ein, worüber noch am Freitag entschieden werden sollte. Die Ermittler befürchten, dass Kerviel untertauchen könnte. "Wir müssen klären, ob Kerviel persönlich profitiert hat", sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
In einem Agenturinterview hatte Kerviel am Dienstag erklärt, er sei bereit, seinen Teil der Verantwortung zu übernehmen, wolle aber nicht zum Sündenbock gemacht werden. Er habe sich nicht persönlich bereichern, sondern der Bank zu mehr Gewinn verhelfen wollen. Bereits zuvor hatte Kerviel erklärt, er könne sich nicht vorstellen, dass niemand bei der Bank von seinen Geschäften gewusst habe.
Möglicher Komplize verhört
Ein mit Kerviel bekannter Effektenmakler wurde am Freitag in Polizeigewahrsam verhört. Die Société Générale hatte Kerviel bisher als Einzeltäter bezeichnet, der alle Kontrollsysteme unterlaufen und aufkommenden Verdacht mit gefälschten Dokumenten zerstreut habe. Die Ermittler vermuten, der Makler habe von Kerviels Spekulationen zumindest gewusst. Nach Informationen der Zeitung "Le Monde" hatte der Makler Ende November 2007 über interne Kommunikationskanäle Kerviel versichert, er habe "juristisch" nichts verbrochen. Der Makler arbeitete für die Banktochter Fimat, die jüngst mit einer Calyon-Tochter zur Newedge verschmolzen wurde.
Kerviel hatte der Société Générale 2007 mit ihm unerlaubten Spekulationen auf Aktienindizes 1,4 Milliarden Euro Gewinn beschert. Er verbarg dies aber, weil seine ganze Abteilung nur 125 Millionen Euro Risiko eingehen durfte und er Angst hatte, dass seine unerlaubten Geschäfte aufflogen. Anfang 2008 spekulierte er mit 50 Milliarden Euro auf steigende Kurse. Weil die Kurse einbrachen, brachte er die Bank dabei in Existenzgefahr. Als der Konzernführung dies bewusst wurde, stieß die Bank die Risikopositionen vom 18. bis 20. Januar ab und verlor dabei 6,3 Milliarden Euro. Mit den verdeckten Gewinnen 2007 verrechnet ergab sich ein Verlust von 4,82 Milliarden Euro.
Der Händler gibt zu, die Bank auch mit gefälschten Mails getäuscht zu haben. Zudem schien die Trennung von Kontrolleuren und Händlern bei der Société Générale nicht zu funktionieren; die Mitarbeiter "back office" kürten Kerviel zum "sympathischsten Händler".
manager-magazin.de mit Material von ap, dpa und reuters