WestLB Stuhlmann vor dem Abgang
Düsseldorf - WestLB-Chef Alexander Stuhlmann wird die Bank nach Angaben aus dem Umfeld des Instituts wohl Ende März verlassen und seinen Vertrag damit nicht verlängern. Das sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Stuhlmann selbst hatte zuvor offengelassen, wie lange er noch bei der Bank bleiben will, deren Eigner sich in der Nacht auf milliardenschwere Garantien und einen massiven Stellenabbau verständigt hatten. Es sei leichter, eine Lösung für die Spitze der Bank zu finden, nachdem grundlegende Entscheidungen für ihre Zukunft getroffen seien, sagte Stuhlmann.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hatte angekündigt, die Restrukturierung der Bank solle von einem neuen Management umgesetzt werden. Sein Finanzminister Helmut Linssen hatte angedeutet, dass bereits nach einem Nachfolger für Stuhlmann gesucht werde. Stuhlmanns Vertrag läuft Eigentümerkreisen zufolge Ende März aus, kann aber monatlich verlängert werden.
Zuvor war bekannt geworden, dass die Eigner der WestLB der angeschlagenen Bank mit einem neuen Hilfspaket unter die Arme greifen. Nach heftigem Streit verständigten sie sich nun doch auf die dringend benötigten weiteren milliardenschweren Garantien für die drittgrößte deutsche Landesbank. Die Einigung der bislang chronisch zerstrittenen Eigner während einer nächtlichen Krisensitzung kam auch auf Druck der Finanzaufsicht BaFin und der Bundesbank zustande.
Wie die WestLB mitteilte, vereinbarten die Eigentümer in der Nacht zum Freitag eine umfassende Risikoabschirmung für die Bank. Zudem sollen bis zu 1500 der knapp 6000 Stellen gestrichen werden. Das gehe aus einem Plan hervor, den der Vorstand dem Aufsichtsrat vorgelegt habe, teilte die Landesbank am Freitag in Düsseldorf mit.
"Ein Stellenabbau ist immer eine bittere Maßnahme. Hierzu gibt es aber keine Alternative", sagte Vorstandschef Stuhlmann. Er könne bislang noch keine konkreten Angaben darüber machen, welche Stellen wegfallen werden. "Nach bisherigen Überlegungen wird sowohl das Inlands- wie auch das Auslandsgeschäft betroffen sein." Das Verhältnis der im Inland beschäftigten Mitarbeiter zu denen im Ausland solle sich nicht verändern.
Damit ließen sich etwa 300 Millionen Euro sparen, um die mit hohen Kosten kämpfende Bank wieder auf Kurs zu bringen. Gleichzeitig sollen die Erträge um rund 100 Millionen Euro erhöht werden, indem die Bank das Verbundgeschäft mit den Sparkassen, dem Mittelstand und mit Privatkunden stärkt und dafür das Investmentbankgeschäft begrenzt. Ein Zusammengehen mit der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) solle weiterhin ausgelotet werden, sagte Aufsichtsratschef Michael Breuer. Der Stellenabbau soll im Zeitraum bis 2010 erfolgen.
Milliardenrisiken aus der Bilanz genommen
Milliardenrisiken aus der Bilanz genommen
Um die Bank von den im Zuge der Finanzkrise entstandenen hohen Risiken zu befreien, sollen Papiere im Volumen von rund 23 Milliarden Euro in eine Zweckgesellschaft außerhalb der WestLB ausgelagert werden. Die Eigner - das Land Nordrhein-Westfalen, Landschaftsverbände und die beiden Sparkassenverbände - garantieren für drohende Ausfälle mit bis zu fünf Milliarden Euro. Davon steht das Land für drei Milliarden Euro allein gerade. Wenn die Bank das Geld in Anspruch nehmen muss, erhält das Land dafür WestLB-Aktien oder einen Barausgleich.
Am Donnerstagnachmittag war der Aufsichtsrat zusammengekommen, nachdem die Eigner die Verhandlungen tief zerstritten abgebrochen hatten. Am Abend hatten sie sich dann Finanzkreisen zufolge aber wieder zusammengerauft und bis in den frühen Morgen verhandelt, um das Rettungspaket zu schnüren.
Die Bundesbank und die Finanzaufsicht hatten den Prozess begleitet und begrüßten dessen Ergebnis. Den Finanzkreisen zufolge hatten sich Bundesbank-Präsident Axel Weber und BaFin-Chef Jochen Sanio persönlich in die Verhandlungen der Eigner eingeschaltet.
"Das ist ein gutes Ergebnis, mit dem sich alle Beteiligten sehen lassen können", sagte der Landesfinanzminister Linssen. "Das Land hat eine weit über die eigene Kapitalbeteiligung hinausgehende Verantwortung übernommen." NRW strebe nicht von sich aus die Mehrheit an der WestLB an.
Landesregierung und Sparkassenverbände legten mit dem Rettungspaket auch ihren Streit über eine Fusion der Landesbank mit einzelnen Sparkassen bei. "Wir haben eine Option zur freiwilligen Übertragung einer Sparkasse auf die Sparkassenzentralbank vereinbart", sagte Linssen. Nach Angaben von WestLB-Aufsichtsratschef Breuer sieht die Regelung vor, dass in Notlagen die Sparkassenverbände oder die WestLB diese Sparkasse "auf Zeit" übernehmen können. Eine Verschmelzung auf Dauer sei ausdrücklich nicht vorgesehen.
Die EU-Kommission erwartet eine förmliche Anmeldung des milliardenschweren Rettungspakets. Wie schon in den Krisenfällen IKB und SachsenLB will die Kommission prüfen, ob bei der Rettung Staatsbeihilfen flossen.
Die WestLB-Eigner hatten sich erst im Januar auf ein Hilfspaket von rund zwei Milliarden Euro geeinigt, um Verluste und Risiken aus der US-Immobilienkrise auszugleichen. Diese Zusage reichte aber nicht mehr aus, denn in den Büchern der Bank schlummern weitere Risiken. Ratingagenturen hatten mit einer weiteren Abstufung der Bonität gedroht.
manager-magazin.de mit Material von reuters, dpa, dow jones