Gaspipeline RWE steigt bei Nabucco ein
Wien - Der zweitgrößte deutsche Energiekonzern RWE hat nach monatelangen Verhandlungen seine Teilnahme an einem der wichtigsten europäischen Gaspipeline-Projekte besiegelt. Das Essener Unternehmen trat am Dienstag als sechster Partner dem Konsortium zum Bau der Nabucco-Pipeline bei, teilten die Betreibergesellschaft Nabucco Gas Pipeline International und RWE mit. Der Vertrag sollte noch am Abend in Wien unterzeichnet werden.
Die Nabucco-Pipeline soll ab 2009 gebaut werden und ab 2013 Gas vom Kaspischen Meer, dem Nahen und Mittleren Osten nach Europa bringen. Das etwa fünf Milliarden Euro teure Projekt unter Federführung des österreichischen Versorgers OMV soll die Importabhängigkeit Europas von russischem Gas verringern und wird von der EU unterstützt.
Partner sind neben OMV der Energieversorger Botas aus der Türkei, Transgaz aus Rumänien, die bulgarische Bulgargaz Holding sowie MOL aus Ungarn. Jedes Unternehmen hält nun 16,67 Prozent der Anteile am Nabucco-Gaspipeline-Konsortium. Auch der französische Konzern Gaz de France hat wiederholt Interesse an einer Beteiligung bekundet.
Unklarheit über Lieferländer für Nabucco-Pipeline
Die Röhre ist nur eine von mehreren Pipelines, die in und außerhalb Europas geplant sind. RWE-Konkurrent Eon treibt zusammen mit BASF , Gasunie aus den Niederlanden und dem russischen Gazprom-Konzern den Bau der Ostsee-Pipeline voran, durch die ab 2011 Gas von Sibirien nach Deutschland strömen soll. Die Pipeline soll im Endstadium eine Kapazität von 55 Milliarden Kubikmeter haben. Russland ist bislang der wichtigste Gaslieferant der EU, die rund ein Drittel ihres Bedarfs von dort bezieht. Der Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine Anfang 2006 hat in der EU jedoch Zweifel an der Zuverlässigkeit Russlands aufkommen lassen.
Unklar ist bislang, von wem das Gas für die Nabucco-Pipeline kommen soll. Als mögliche Lieferanten sind Aserbaidschan, Kasachstan, Turkmenistan, Ägypten, Iran und sogar der Irak im Gespräch. "Die Realisierung des Projekts hängt davon ab, dass die Frage geklärt wird, aus welchen Ländern das Gas kommt. Dies ist bislang offen", sagte Matthias Heck vom Bankhaus Sal. Oppenheim.
RWE ist nach eigenen Angaben der sechstgrößte Gaskonzern Europas und in Deutschland nach Eon Ruhrgas die Nummer zwei. Die Essener versorgen inklusive größerer Beteiligungen mehr als zehn Millionen Gaskunden, davon gut drei Millionen in Deutschland. Das Unternehmen bezieht jährlich aus verschiedenen Quellen rund 40 Milliarden Kubikmeter Gas - RWE zufolge entspricht dies etwa acht Prozent des europäischen Bedarfs. In den nächsten Jahren will der Konzern die Marke von 60 Milliarden Kubikmeter erreichen. Die wichtigsten Vertriebsmärkte sind Deutschland, die Tschechische Republik, Großbritannien, Ungarn und die Niederlande.
manager-magazin.de mit Material von dpa, ddp und reuters