Deutsche Telekom "Reformkurs intensivieren"
Berlin - Die Deutsche Telekom steht vor einer Neuausrichtung ihrer Geschäftskundensparte T-Systems. "Voraussetzung für den Erfolg ist auch in diesem Bereich, dass man wettbewerbsfähige Kostenstrukturen hat", sagte Telekom-Chef René Obermann bei einer Pressekonferenz in Berlin. Auch müsse man international liefern können, und an vielfältigen Standorten Netzzugänge und entsprechende Serviceleistungen bieten.
Bei der Suche nach einem Partner für den Bereich Systemintegration gebe es konkrete Fortschritte, sagte Obermann. Da die Verhandlungen jedoch sehr kompliziert seien, benötige man "weitere Zeit für einen langfristig funktionsfähigen Vertrag."
"Wichtig ist, dass wir ein qualitativ gutes Konstrukt hinbekommen", so Obermann weiter. Von der geplanten Transaktion sei auch Personal betroffen. Der Telekom-Chef wollte sich allerdings nicht zu näheren Details äußern. Aus dem Umfeld des Unternehmens war zu erfahren, dass sich der Kreis der möglichen Partner auf drei bis vier Unternehmen beschränkt. Einer davon ist offenbar Tata Consultancy Services, die IT-Dienstleistungssparte des indischen Mischkonzerns Tata. Medienberichten zufolge hat dieses Unternehmen derzeit die besten Chancen.
Der Bereich Systemintegration zählt zum Großkundengeschäft der T-Systems. Rund 13.000 Programmierer und IT-Spezialisten sind dort beschäftigt. Insgesamt hat T-Systems 56.000 Beschäftigte. Die margenschwache Geschäftskundensparte gilt als Sorgenkind des Bonner Konzerns.
Im Breitbandgeschäft hat die Telekom unterdessen bereits einen Erfolg zu vermelden. Der Bonner Konzern hat den Marktanteil bei DSL-Neukunden in Deutschland im vergangenen Jahr auf 44 Prozent gesteigert. Damit sei das Jahresziel von mehr als 40 Prozent erreicht worden, sagte Obermann. Noch 2006 habe sich nicht einmal jeder fünfte Kunde für das Telekom-Breitbandangebot entschieden, so Obermann, "mittlerweile ist es fast jeder zweite." Für die Telekom-Zweitmarke Congstar, die Handy- und DSL-Tarife für preisbewusste Kunden anbietet, seien bislang rund 200.000 Kunden gewonnen worden.
Auch ihre Ziele für das interaktive Internetfernsehen (IPTV) habe die Telekom erfüllt. Bis zum Jahresende hätten sich 150.000 Kunden für das Angebot entschieden. 120.000 Anschlüsse seien bereitgestellt worden, so Obermann "den Rest ziehen wir so schnell wie möglich nach." Für das Jahresende peile die Telekom rund 500.000 Kunden im Bereich IPTV an.
"Zahlreiche Redundanzen beseitigen"
Im Mobilfunksektor setzt die Telekom weiter auf Internationalisierung. Bereits heute liegt der Auslandsanteil der Konzernumsätze bei mehr als 50 Prozent - und er soll laut Obermann weiter steigen. Der Telekom-Chef geht auch nicht davon aus, dass das Geschäft des Gewinnbringers T-Mobile USA durch die drohende Rezession in den Vereinigten Staaten beeinträchtigt sei: "Da bin ich nicht sonderlich skeptisch", so Obermann. In Zeiten wirtschaftlichen Abschwungs verzichteten die Kunden erfahrungsgemäß lieber auf einen Festnetzanschluss als auf ihre Mobiltelefone. Insgesamt sei die Kundenzahl 2007 von 108 Millionen auf 120 Millionen gestiegen.
Jedoch verliert der Konzern weiter Kunden im traditionellen Festnetzbereich. Noch immer habe der ehemalige Staatskonzern bei den Schmalbandanschlüssen 80 Prozent Marktanteil, erklärte Obermann. So lange dieser Anteil nicht deutlich reduziert werde, sei mit weiterer behördlicher Regulierung zu rechnen. "Wir werden hier also, wie andere Ex-Monopolisten in Europa auch, weiter Anschlüsse und Umsätze an die zahlreichen Konkurrenten abgeben müssen", so Obermann. Jedes Jahr verliere der Konzern regulierungsbedingt Umsätze, die nahezu Milliardengröße erreichten. Deshalb sei ein "konsequentes Kostenmanagement" notwendig. Es herrsche ein enormer Kostendruck. Man müsse deshalb die Kosten "an die gegebene Marktstruktur anpassen."
Die Telekom ist momentan damit beschäftigt, ihre zentralen Verwaltungsbereiche zu verschlanken und - so Obermann - "zahlreiche Redundanzen zu beseitigen". Bis 2010 will der Telekom-Chef auf diese Weise 4,7 Milliarden Euro einsparen. Außerdem läuft ein Programm zur Personaleinsparung. Bis Jahresende sollen 32.000 Mitarbeiter über Vorruhestandsregelungen, Abfindungen oder natürliche Fluktuation das Unternehmen verlassen.
Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen darüber hinaus 50.000 Mitarbeiter in externe Servicegesellschaften ausgelagert. Mit weiteren Sparmaßnahmen im Personalbereich ist zu rechnen. "Wir beschäftigen dreimal so viele Mitarbeiter wie alle Mitbewerber zusammen", sagte Obermann, "das sollte zu denken geben."
Den im vergangenen Jahr eingeschlagenen Reformkurs will Obermann "nicht nur konsequent fortsetzen, sondern weiter intensivieren."