Großbritannien Atomlobby spricht von Trendwende
Berlin - Das Deutsche Atomforum hat die britische Entscheidung für den Ausbau der Kernenergie als "Trendwende" in der europäischen Energiepolitik bewertet. "Fakt ist, dass sich Deutschland in der Atomfrage immer stärker isoliert", sagte ein Sprecher der "Berliner Zeitung" (Freitagausgabe). In anderen Ländern werde erkannt, dass Klimaschutz nur mit Kernenergie gelinge. Der Spitzenverband der Atomindustrie erwartet aber nicht, "dass vor der Bundestagswahl 2009 der Atomausstieg revidiert wird".
Doch spätestens nach der Überprüfung der Klimaschutzmaßnahmen im Jahr 2010 werde deutlich sein, dass ohne Kernkraft die Ziele nicht erreicht würden, sagte der Sprecher weiter. "In der Bevölkerung gibt es einen Stimmungsumschwung. Vor einem Jahr lehnte eine Mehrheit den Ausstieg aus dem Ausstieg ab. Das ist nicht mehr so."
Großbritannien will im großen Stil neue Kernkraftwerke bauen. Noch vor 2020 soll das erste Atomkraftwerk der neuen Generation stehen, sagte Wirtschaftsminister John Hutton am Donnerstag. In Großbritannien laufen derzeit 19 Reaktoren, die aber fast alle bis 2023 abgeschaltet werden sollen, weil sie zu alt sind. Hutton betonte, dass Atomkraft nur ein Teil des Energie-Mix sei.
Die neuen Kraftwerke müssten allerdings von den privaten Energiegesellschaften finanziert werden. Ferner wolle die Regierung bei den anstehenden Genehmigungsverfahren dafür sorgen, dass die meisten neuen Atommeiler auf den bewährten Arealen bereits bestehender Kraftwerke errichtet würden. Die britischen Atomkraftwerke decken rund 20 Prozent des einheimischen Energiebedarfs. Die beiden größten deutschen Energiekonzerne Eon und RWE wollen sich am Bau neuer Atomkraftwerke in Großbritannien beteiligen. In welcher Form dies geschehe, ob alleine oder mit Partnern, sei noch offen, erklärten die Unternehmen am Donnerstag.
Umweltgruppen kritisierten die Regierungsentscheidung zugunsten neuer Atomkraftwerke. Diese seien nach wie vor gefährlich und würden Ressourcen verschlingen, die in erneuerbare Energien fließen sollten, betonte John Sauven von Greenpeace. Nur so könne dem Klimawandel begegnet und die Sicherheit der Energiequellen garantiert werden. In Spanien, wo die Branche ebenfalls auf Neubauprojekte gehofft hatte, bekräftigte Ministerpräsident José Luis Rodriguez Zapatero am Mittwoch, die acht Atommeiler abschalten zu wollen. Dennoch will das Land mit Investitionen in erneuerbare Energien eine Vorreiterrolle im Klimaschutz spielen.
manager-magazin.de mit Material von dpa-afx und ap