Weltbank-Ersatz "Bank des Südens" gegründet
Buenos Aires - Als Alternative zur Weltbank haben sechs südamerikanische Staaten eine eigene Entwicklungsbank ins Leben gerufen. Die Gründungsakte der Banco del Sur ("Bank des Südens") wurde am Sonntag in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires von den Staatschefs Brasiliens, Ecuadors, Venezuelas, Argentiniens, Boliviens und Paraguays unterzeichnet.
Als siebtes Land sollte am Montag auch Uruguay unterzeichnen. Chile, Kolumbien und Peru wollen der auf Initiative des umstrittenen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez gegründeten Institution vorerst nicht beitreten.
Während Brasiliens Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva die Gründung als "entscheidenden Schritt in der Integration Südamerikas" bezeichnete, sprach Chávez von der "Fortsetzung des Unabhängigkeitskampfes" des Subkontinents. "Unsere Völker müssen frei sein", forderte er. Der scheidende argentinische Staatspräsident Néstor Kirchner, der am Montag im höchsten Staatsamt von seiner Ehefrau Cristina abgelöst wird, hob hervor, dass die Länder der Region "mit Solidarität die neoliberale Politik" der internationalen Kreditinstitute überwunden hätten.
Erklärtes Hauptziel der Bank ist die "Finanzierung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Länder der Südamerikanischen Union Unasur". An der Unterzeichnungszeremonie im Regierungspalast in Buenos Aires nahmen neben Kirchner, Chávez und Lula auch Evo Morales (Bolivien), Rafael Correa (Ecuador) und Nicanor Duarte Frutos (Paraguay) teil.
Sieben Milliarden Dollar Gründungskapital
Die Banco del Sur wird ein Gründungskapital von sieben Milliarden US-Dollar (etwa 4,8 Milliarden Euro) haben. Hauptsitz des neuen Instituts wird die venezolanische Hauptstadt Caracas sein. Die Bank soll nach dem Wunsch der Gründerländer eine "zentrale Rolle im Rahmen einer neuen regionalen Finanzarchitektur" spielen. Brasiliens Finanzminister Guido Mantega hatte bereits im Vorfeld erklärt, die Bank werde als multilaterale Institution von ihren Kunden kontrolliert und daher ausschließlich südamerikanische Interessen verfolgen.
Alle Mitgliedsländer werden bei Abstimmungen im Verwaltungsrat der Bank unabhängig von ihrer Größe nur eine Stimme haben. Zumindest in einer ersten Phase soll die Bank Ländern außerhalb der Region keine Kredite gewähren. Die ersten Gelder sollen schon in der ersten Hälfte des kommenden Jahres fließen.
Die Gründung der Entwicklungsbank geht auf eine gemeinsame Initiative von Chávez und Kirchner zurück. Linksnationalist Chávez wirft den internationalen Finanzinstitutionen "Erpressung" bei der Kreditvergabe vor. Sie seien "Instrumente des Imperialismus".
manager-magazin.de mit Material von dpa