Standort D Die Stimmungslage der Nation
Hamburg - "Die Deutschen sind eindeutig besser als ihr Ruf", sagt Frank Brettschneider, Professor für Kommunikationswissenschaft. Eine Befragung der Universität Hohenheim in Zusammenarbeit mit dem Versicherungskonzern Allianz soll mit dem Vorurteil des Bedenkenträgers und Miesmachers aufräumen.
55 Prozent der 1000 Befragten schauen demnach ihrer persönlichen Zukunft mit Zuversicht entgegen, nur 13 Prozent mit Sorgen. Doch bei der Einschätzung der Gesamtsituation Deutschlands schaut das Ergebnis schon anders aus: Hier sind nur noch 35 Prozent zuversichtlich, 29 Prozent der Befragten sehen die Zukunft des Landes sorgenvoll.
Die größten Ängste bestehen laut der am Montag in Hamburg vorgestellten Befragung hinsichtlich der gesetzlichen Versorgung im Alter, bei Krankheit und im Pflegefall - hier überwiegen die Bedenkenträger schon wieder deutlich. Nur 11 Prozent der Befragten sind zuversichtlich, wenn es um die gesetzliche Pflege- und Krankenversicherung geht, bei der staatlichen Rente sind es sogar nur 9 Prozent.
Männer sehen die Zukunft des Landes laut der Studie zuversichtlicher als Frauen. Im persönlichen Leben gibt es dagegen kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Hier gelten das persönliche Umfeld, die Familie und Freunde als größte Zuversichtsträger - mit Blick auf einen für die Befragung angedachten Zeithorizont von nur zwölf Monaten allerdings wenig verwunderlich.
Leistungsorientierte Gesellschaft
Wenig Überraschendes liefert die Studie mit dem Ergebnis, dass die Zuversicht umso größer ist, je höher das Einkommen ist. Bei den untersuchten Altersklassen fallen jedoch die 41- bis 50-Jährigen als Skeptiker auf. Der Grund mag in der hohen steuerlichen Belastung dieser Altersklasse liegen.
Die deutsche Gesellschaft zeigt sich leistungsorientiert: 71 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass jeder, der sich wirklich anstrenge, seine Ziele auch erreichen kann. In der Untersuchung machte die Universität Hohenheim zwei "Zuversichtstypen" aus - den sicherheitsorientierten "Skeptiker" (30 Prozent) und den nach Selbstbestimmung strebenden "Gelassenen" (26 Prozent). "Diese beiden Zuversichtstypen stehen einander wie zwei Lager gegenüber", so Brettschneider. In dieser Polarisierung könne demnach der Reform- und Innovationsstau in Deutschland mitbegründet liegen. Zuversicht sei dabei jedoch ein vielschichtiges Phänomen, das ein Befragter gar als ein ganz besonderes Lebensgefühl zusammenfasste: "Zuversicht ist das, was mich am Leben hält."