Bahn Kompromiss noch vor Weihnachten?
Berlin/Dresden - "Die Bahn ist bereit, einen Schritt auf die Gewerkschaft der Lokführer zuzugehen und ein neues Angebot zu offerieren", sagte SPD-Politiker Tiefensee am Montag in Dresden. Er sei sich sicher, "dass damit eine neue Phase intensiver Gespräche anbricht". Dann hoffe er, dass diese in sieben bis 14 Tagen in eine konkrete Verhandlungsphase übergehe und in etwa einem Monat ein Ergebnis vorliege.
Die Bahn und die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) wollen bei einem Spitzengespräch am Dienstag versuchen, Bewegung in den festgefahrenen Tarifkonflikt zu bringen. Obwohl seiner Gewerkschaft bis jetzt kein neues Angebot des Unternehmens vorliege, werde sie mit dem Bahn-Vorstand zusammenzukommen, sagte GDL-Chef Manfred Schell am Montag. "Unser Ziel ist es, den Tarifkonflikt zu befrieden. Es kommt ein Kompromiss. Weihnachten werden wir nicht mehr im Streik erleben."
Die Bahn teilte mit, Schell und Konzernchef Hartmut Mehdorn hätten die Zusammenkunft bei einem Telefongespräch vereinbart. Über Ort und Zeitpunkt wollten beide Seiten keine Angaben machen.
Transnet droht mit Streik bei höherem Tarifabschluss
Die Bahn-Gewerkschaft Transnet will nun an den Verhandlungen zwischen Bahn und GDL beteiligt werden und schließt im Falle eines gesonderten höheren Tarifabschlusses mit der Lokführergewerkschaft eigene Streiks nicht aus. "Das ist leider das Drohszenario, das sich ergeben würde, wenn man nicht alle Parteien zu einer Einigung bringt. Und deswegen biete ich ja immer wieder an, dass wir gemeinsam weiterverhandeln", sagte Transnet-Chef Norbert Hansen am Montag bei N24. Hintergrund ist eine Klausel in dem im Sommer zwischen den Bahn-Gewerkschaften Transnet und GDBA abgeschlossenen Tarifvertrag mit der DB über Einkommensverbesserungen von 4,5 Prozent, wonach im Falle eines höheren Abschlusses mit einer anderen Gewerkschaft die Friedenspflicht nicht mehr gilt.
Die Bahn lehnte zugleich eine Stellungnahme zu einem möglichen neuen Angebot ab. Am Wochenende hatte es in Medienberichten geheißen, das Unternehmen wolle eine neue Offerte auf Basis der Mediationsrunde der CDU-Politiker Kurt Biedenkopf und Heiner Geißler unterbreiten. Offen blieb zunächst, wann es zu neuen Streiks im Güter- und Personenverkehr kommen könnte. Die GDL sagte lediglich zu, bis einschließlich Dienstag auf weitere Arbeitskampfmaßnahmen zu verzichten.
Schell fordert zweistelliges Ergebnis
Schell unterstrich, es handele sich bei der Zusammenkunft am Dienstag nicht um Tarifverhandlungen. Bevor es zu solchen komme, müsse "ein verbessertes Angebot auf den Tisch", sagte er Reuters-TV. Zugleich bekräftigte der GDL-Vorsitzende, seine Gewerkschaft rechne nicht mit einem Abschluss in Höhe der ursprünglich geforderten 31 Prozent. Das Ergebnis müsse aber auf jeden Fall zweistellig sein.
"Wenn wir uns in der Hälfte treffen - das wäre so bei 15 Prozent - das wäre ein Abschluss, den könnte man akzeptieren." Seine Erwartungen an das Gespräch am Dienstag tendierten allerdings "gegen Null". Zugleich zeigte er sich jedoch zuversichtlich, dass spätestens bis Weihnachten eine Verständigung hinzubekommen ist.
Die GDL hatte mit einem unbefristeten Arbeitskampf gedroht und der Bahn ein Ultimatum bis Montag, 24.00 Uhr, gesetzt. Schell sagte zu, sollte es zu neuen Tarifverhandlungen kommen, würden die Streiks ausgesetzt. Die Bundesregierung erhöhte den Druck auf die Tarifparteien.
manager-magazin.de mit Material von ap, dow jones, dpa und reuters