Opec-Gipfel Streit hinter halbverschlossenen Türen
Riad - Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) hat sich bei ihrem Gipfeltreffen in Saudi-Arabien zum Klimaschutz bekannt. In einer Erklärung, die OPEC-Generalsekretär Abdullah al-Badri am Sonntag zum Abschluss der zweitägigen Konferenz der Staatschefs in Riad verlas, hieß es, die Erdöl produzierenden Staaten fühlten sich verpflichtet, ihren Teil zum Umweltschutz beizutragen.
Der Klimawandel müsse aber im Zusammenhang mit der weltweiten Energie-Nachfrage und mit neuen Technologien betrachtet werden. Klare Aussagen über Ölpreis, künftige Fördermengen und Dollarverfall fehlten dagegen in der Abschlusserklärung. Das momentane Ölpreis-Niveau bezeichneten die Monarchen und Präsidenten der zwölf Opec-Staaten lediglich als "gerecht".
Spannungen zwischen den Mitgliedern wegen des schwachen Dollars und der steigenden Ölpreise hatten zuvor das 3. Gipfeltreffen der Opec, in dessen Mittelpunkt offiziell die nachhaltige Entwicklung der Dritten Welt stehen sollte, überschattet. Zwischen einzelnen Mitgliedern kam es am Samstag zum Streit über einen vom Iran vorgebrachten Vorschlag, die anhaltende Schwäche des US-Dollars in das Abschluss-Kommunique aufzunehmen.
Pikant: Der Streit über die künftige Rolle des schwächelnden US-Dollars wurde durch einen technischen Fehler öffentlich. Während die Ölminister noch vor dem Gipfel in einem Konferenzsaal heftig über den iranischen Antrag diskutierten, waren die Mikrofone offen, die die Debatte in den Raum für die internationale Presse übertrugen. Opec-Funktionäre entdeckten den Fehler erst nach 40 Minuten.
Der von Venezuela unterstützte schriftliche Antrag des iranischen Außenministers Manuchehr Mottaki fand schließlich nicht zuletzt auf Druck Saudi-Arabiens kein Gehör. Der saudi-arabische Außenminister Saud al Faisal warnte, eine solche Anmerkung könne letztlich zum "Zusammenbruch" der US-Währung führen. Dabei hatte auch der saudi-arabische Öl-Minister Ali al-Nuaimi vor Beginn des Gipfels eingeräumt, dass der Wertverfall der US-Währung einigen Mitgliedstaaten des Kartells erheblich zu schaffen mache.
In den Reihen der Opec-Staaten mehren sich zudem die Stimmen, die eine größere politische Einflussnahme der Organisation fordern. Der ecuadorianische Staatspräsident Rafael Correa erklärte am Sonntag, er sei sich mit dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez einig, dass die OPEC eine größere politische Rolle einnehmen solle.
"100 Dollar pro Barrel sind fair"
"100 Dollar pro Barrel sind fair"
"Die Opec braucht eine politische Vision, um ihre strategische Ressourcen zu verwalten", sagte Correa. Wer versuche, ihr eine rein technokratische Rolle zuzuweisen, verschließe sich der Realität.
Klar gegen eine politische Rolle der Opec hat sich aber Saudi-Arabien ausgesprochen, das wahrscheinlich einflussreichste Land des Kartells. Die Opec dürfe nicht zum "Werkzeug für Emotionen und Konflikte" werden, sagte der saudische König Abdullah.
Im Mittelpunkt der Konferenz stand zudem der rasante Anstieg des Ölpreises auf zuletzt fast 100 Dollar. Chavez warnte die USA dabei vor einer Invasion im Iran oder einem Angriff auf sein eigenes Land. In diesem Fall würde der Ölpreis "nicht nur auf 100, sondern wahrscheinlich 200 Dollar klettern", sagte der linksnationalistische Präsident.
Ein Ölpreis von 100 Dollar pro Barrel sei "fair", da 100 Dollar heutzutage so viel wert seien wie 30 Dollar in den 70er Jahren. Ähnlich äußerte sich Correa, der meinte, wenn man die Inflation berücksichtige, dann sei der Ölpreis so niedrig wie in den 80er Jahren. Ohne nähere Einzelheiten zu nennen sprach sich Correa auch dafür aus, Öl in einer "starken Währung" zu handeln.
Abdullah gab bekannt, seine Regierung habe 300 Millionen Dollar für ein Programm zur Finanzierung von Forschungen in den Bereichen Energie, Umwelt und Klima bereitgestellt. Er rief andere Opec-Nationen auf, ebenfalls Geld für den Fonds beizusteuern.
Die Konferenz in Riad ist erst das dritte Gipfeltreffen aller Opec-Mitglieder seit Gründung des Kartells im Jahr 1960. Die Opec hatte bereits zuvor beschlossen, die vielfach geforderte Erhöhung der Opec-Förderquoten als Mittel zu Senkung des steigenden Ölpreises nicht bei dieser Tagung zu besprechen. Sie soll erst auf der Tagesordnung des nächsten ordentlichen Treffens der Ölminister am 5. Dezember in Abu Dhabi stehen.
manager-magazin.de mit Material von ap, dpa und dpa-afx