Eine Datenbank soll Siemens-Managern in Zukunft helfen, das Korruptionsrisiko bei neuen Projekten einzuschätzen. Eine Ampel gibt dann grünes Licht oder sorgt für den Abbruch der Verhandlungen. Besonders interessant ist, wenn die gelbe Lampe leuchtet.
München - Der Technologiekonzern
Siemens will künftig alle Projektgeschäfte auf das Risiko von Korruption prüfen. Im Zuge eines neuen Genehmigungsprozesses ("Limits of Authority Process", LoA) müssen die verantwortlichen Manager jedes Anlagengeschäft in einer zentralen Datenbank unter Anti-Korruptionsaspekten erfassen, wie es in einem Schreiben von Finanzvorstand Joe Kaeser und Rechtsvorstand Peter Solmssen an die Siemens-Führungskräfte heißt, das der Nachrichtenagentur Reuters seit Freitag vorliegt. Die interne Revision werde darüber wachen, dass die Melderegeln eingehalten werden.
Siemens hatte zuletzt vor allem im Anlagenbau mit Korruptionsproblemen zu kämpfen. Insgesamt entdeckte der Konzern rund 1,3 Milliarden Euro an dubiosen Zahlungen. Die Folgen der Schmiergeldaffären kosteten Siemens im vergangenen Geschäftsjahr bis zu 1,4 Milliarden Euro.
Die Verantwortlichen müssen künftig in ein Computersystem Daten wie Auftragsvolumen, Ort oder Auftraggeber eingeben. Das System vergibt dann eine "Korruptionsrisikoklasse" in Form eines Ampel-Signals. Bei rotem Licht darf der Projektleiter das Geschäft nicht weiterverfolgen, bei Grün bestehen nur geringe Korruptionsgefahren. Bei Gelb müssen die Manager nacharbeiten. Dann werden von Ihnen Vorschläge zur Reduzierung des Compliance-Risikos verlangt.
"Dieser aktualisierte LoA-Prozess ist von den Bereichen und Regionalen Einheiten ab sofort einheitlich und weltweit für das Projektgeschäft anzuwenden", heißt es in dem Schreiben.