Fusionspoker Kommt jetzt die "Superbank"?
Stuttgart/München/Düsseldorf - Nach der Übernahme der SachsenLB durch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sorgen Gerüchte über weitere Fusionen bis hin zu einer neuen "Superbank" für Unruhe. Laut einem Bericht der "Wirtschaftswoche" loten Baden-Württemberg und Bayern die Möglichkeiten über einen Zusammenschluss ihrer Landesbanken LBBW und BayernLB aus. Laut "Süddeutscher Zeitung" wird sogar eine Fusion der Landesbanken von Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen erwogen. Der daraus entstehende Finanzkonzern wäre demnach die Nummer zwei nach der Deutschen Bank.
Die "Wirtschaftswoche" zitiert ein ungenanntes Mitglied der baden-württembergischen Landesregierung: "Es gibt Sondierungsgespräche auf der politischen Ebene." Der künftige Hauptsitz der fusionierten Bank sei ein Konfliktpunkt zwischen beiden Ländern. Das Problem könne jedoch mit zwei gleichwertigen Sitze mit unterschiedlichen Schwerpunkten gelöst würden.
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete, nach Gesprächen des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber mit seinen Kollegen in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg solle noch in diesem Jahr entschieden werden, wer mit wem zusammengehe. Konkret geprüft und erwogen werde eine Fusion aller drei Kredithäuser in diesen Ländern. Verhandelt werde bereits über eine kleinere Lösung, einen Zusammenschluss der BayernLB mit der LBBW. Für die bayerische Regierung sei aber auch eine Fusion der BayernLB mit der WestLB denkbar.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger erklärte am Sonntag, eine mögliche weitere Entwicklung zwischen der WestLB und der LBBW sei aufgrund konkreter Verhandlungen und Beschlüsse der Sparkassenverbände aus Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz weit gediehen. "Jetzt muss die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen entscheiden, welche Ziele sie mit der WestLB verfolgt."
Dem "Handelsblatt" sagte Oettinger zu einer Fusion zwischen der LBBW und der BayernLB: "Das streben wir nicht zwingend an." Bei den Gesprächen zwischen München und Stuttgart gehe es eher um die "faire Wahrung eigener Interessen". LBBW und BayernLB seien stark genug, um alleine zu bestehen.
Rüttgers will offenbar Zeit gewinnen
Damit laufen nun Gespräche zwischen allen drei großen deutschen Landesbanken, der LBBW, der BayernLB und der Düsseldorfer WestLB. Am wahrscheinlichsten galt bislang ein Zusammenschluss von LBBW und WestLB. Allerdings hat der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers nach Informationen der "Wirtschaftswoche" aus Regierungskreisen die Citigroup beauftragt, Optionen für den Verkauf des 38-Prozent-Anteils des Landes an der WestLB zu prüfen. Dabei gehe es nicht um einen schnellen Verkauf, sondern um eine Veräußerung der Anteile in einigen Jahren, um nach einer Sanierung der WestLB einen besseren Preis zu erzielen. Der Bericht der Citigroup werde erst für November erwartet. Damit werde auch die dritte mögliche Fusion zwischen WestLB und BayernLB gebremst, die ebenfalls im Gespräch sei.
Oettinger: Zugeständnisse bei Fusion mit WestLB
Oettinger signalisierte der Regierung in Düsseldorf Entgegenkommen bei einer Fusion von LBBW und WestLB. Die Mehrheitseigner der WestLB, die beiden Sparkassenverbände, setzen zwar auf die LBBW als Fusionspartner, doch die Landesregierung hat erhebliche Vorbehalte. "Wir dürfen nicht einseitig an einem Standort Synergieeffekte durch Arbeitsplatzabbau realisieren", sagte Oettinger dem "Handelsblatt". Da es um eine Fusion und keine Übernahme gehe, müssten die Interessen der Standorte gewahrt werden. Auch strebe Baden-Württemberg nicht unbedingt die Mehrheit der öffentlichen Hand an einem fusionierten Institut an.
"Landesbanken sind nach meiner Auffassung dann am besten aufgestellt, wenn die Sparkassen und die Länder sowie Gebietskörperschaften gleich stark sind", sagte Oettinger. Ohne Mitwirkung der LBBW und der BayernLB werde es "keine Neuordnung im Landesbankensektor geben", betonte Oettinger.
manager-magazin.de mit Material von ap