IAA 2007 Rund eine Million Besucher
Frankfurt am Main - Hybrid statt Hubraum, CO2 statt PS - dass die 62. Automesse IAA ganz im Zeichen des Umweltschutzes stand, hat die Massen nicht vom Besuch des Frankfurter Messegeländes abgehalten. Fast eine Million Menschen aus 125 Ländern tummelten sich in der abgelaufenen Woche zwischen den Messeständen, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Sonntag, dem letzten Tag der Internationalen Automobil-Ausstellung, mitteilte. Damit gehöre die einwöchige Schau beim Besucherandrang zu den beiden besten PKw-IAAs und habe die Erwartungen der Aussteller mehr als erfüllt.
Im Mittelpunkt standen, anders als in den Vorjahren, nicht PS-starke Sportflitzer oder bullige Geländewagen mit zweistelligem Spritverbrauch. Die IAA habe gezeigt, wie umfangreich das Angebot an neuen, verbrauchsgünstigen und weniger Kohlendioxid ausstoßenden Autos sei, sagte der neue VDA-Präsident Matthias Wissmann am Sonntag zum Abschluss der Messe. "Die deutsche Automobilindustrie - Hersteller wie Zulieferer - ist in der umweltpolitischen Offensive", resümierte der ehemalige CDU-Politiker und Bundesverkehrsminister. Klimaschutz sei für die deutschen Unternehmen eindeutig Chefsache.
Wenig Gnade für deutsche Neuheiten
Schon vor der IAA hatten Experten erwartet, dass die deutschen Autobauer die Messe nutzen würden, um in der Umweltdebatte verlorenes Terrain aufzuholen. Das Feld spritsparender neuer Autos mit innovativen Antrieben hatten sie Experten zufolge nämlich jahrelang der Konkurrenz aus Fernost überlassen.
Auch die bei der IAA präsentierten Modelle und Neuerungen fanden keine Gnade unter den Augen der Experten. "Die Neuheiten der deutschen Hersteller sind mehr als kläglich", urteilte schon vor Messebeginn Helmut Becker, Leiter des Münchner Instituts für Wirtschaftsanalyse.
"Technologieschub nicht aus dem Hut zu zaubern"
Wissmann gab in seiner Abschlussrede zu bedenken, dass ein Technologieschub "nicht aus dem Hut gezaubert" werden könne. "Wer sich schneller und ausdauernder auf den 'CO2-Marathon' begibt, wird am Ende mit steigenden Marktanteilen belohnt und im internationalen Vergleich die Nase vorn haben", forderte Wissmann Geduld.
Während der Messe hatte die geplante EU-Regelung zur Senkung des klimaschädigenden CO2-Ausstoßes im Mittelpunkt der Debatte gestanden. Die deutschen Hersteller wehren sich weiter heftig gegen eine ihrer Ansicht nach undifferenzierte Vorgabe aus Brüssel. Die Kommission will den Autobauern vorschreiben, den Kohlendioxid-Ausstoß bis 2012 auf 120 Gramm je Kilometer zu senken.
Da die deutschen Premiumautos besonders viel des Gases ausstoßen, das für die globale Klimaerwärmung verantwortlich gemacht wird, streiten sie für nach Gewicht abgestufte Ziele. Unterstützt werden sie dabei von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und EU-Kommissar Günter Verheugen. Umweltschützer dagegen kritisierten die Firmen massiv. Greenpeace erregte Aufmerksamkeit mit einer Aktion, die rosa lackierte deutsche Luxuskarossen als "Umweltschweine" präsentierte.
Möglicher Absatzschub durch die Messe bleibt unklar
Der Präsident des Umweltbundesamtes, Andreas Troge, verlangte von der Autoindustrie mehr Tempo beim Klimaschutz. Die Europäische Union müsse "absolut hart bleiben" und daran festhalten, dass Neuwagen im Jahr 2012 den gesetzten Grenzwert für klimaschädliches Kohlendioxid einhalten müssen, sagte Troge der "Frankfurter Rundschau". Zuvor hatte es Forderungen aus dem Verband der europäischen Automobilindustrie gegeben, die Einführung dieses Grenzwertes auf 2015 zu verschieben. "Hier zu wackeln, wäre fatal", sagte Troge.
88 Weltpremieren waren laut Wissmann bei der IAA zu bewundern, 46 davon kämen von deutschen Marken. Aus dem Ausland kamen 42 Prozent der fast 1100 Aussteller. Unter den Besuchern plane jeder vierte in den kommenden sechs Monaten den Kauf eines Neuwagens, macht der VDA seinen Mitgliedsfirmen Mut. In den ersten acht Monaten lag die Zahl der Verkäufe gegenüber 2006 um fast acht Prozent zurück. Die nächste IAA Pkw findet laut VDA vom 17. bis 27. September 2009 wieder in Frankfurt statt.
manager-magazin.de mit Material von reuters und dpa