Börsenpoker Wenn zwei Araber sich streiten ...
Stockholm - Wie ein ungebetener Gast störte die Pressemitteilung der Qatar Investment Authority die demonstrierte Einigkeit der gemeinsamen Pressekonferenz von Nasdaq und Borse Dubai. Endlich hatten sich die beiden Börsenbetreiber darauf geeinigt, mittels eines komplizierten Deals ihren Streit um den skandinavischen Handelsplatz OMX beizulegen.
Doch nun ermahnt der staatliche Investmentfonds des Wüstenstaates Katar die OMX-Haupteigner, mit Aktienverkäufen bis auf Weiteres zu warten. Man prüfe derzeit die Situation, die OMX betreffend, hieß es. Laut einem schwedischen Agenturbericht hat die Citigroup bereits knapp 10 Prozent der OMX-Aktien im Auftrag von Katar gekauft. Gleichzeitig teilten die Katarer mit, 20 Prozent der Londoner Börse LSE erworben zu haben. Weder Nasdaq-CEO Bob Greifeld noch Essa Kazim, Aufsichtsratsvorsitzender der Borse Dubai, wollten zunächst den Vorgang kommentieren.
Bisher hatte Katar in dem Stück "Eroberungsschlacht um OMX" lediglich eine Nebenrolle gespielt. Die Holding galt als möglicher Kaufinteressent für das Aktienpaket, das die Nasdaq an der LSE hält. Die Amerikaner spielten mit dem Gedanken, ihren LSE-Anteil von 31 Prozent teilweise zu veräußern, um so den Baranteil ihres Übernahmegebots für die OMX aufzuwerten. Schließlich hatte das Gegengebot der Dubaier Börse deutlich über dem der Nasdaq gelegen. Interessant war dabei, dass auch die Dubaier sich gern in London einkaufen wollen.
Nachdem sich nun Katar in die Einigung eingemischt hatte, kletterte der Kurs der OMX-Aktie im Tagesverlauf bis 15 Uhr um gut 9,3 Prozent auf 263 Kronen. Dies könnte Erwartungen bei den Hauptaktionären wecken. Am Mittwochabend, kurz vor Börsenschluss, war der Kurs der skandinavischen Börse noch in kurzer Zeit um mehr als 7 Prozent auf 240,5 Kronen gesunken, nachdem Informationen über den bevorstehenden Deal zwischen Nasdaq und Borse Dubai durchgesickert waren.
Der Handel zwischen Nasdaq und Borse Dubai sieht vor, dass das Gebot der Dubaier Börse von 230 Kronen je OMX-Aktie weiterhin bestehen bleibt. Die Nasdaq zieht derweil ihr Kaufgesuch zurück und erwirbt anschließend den Stockholmer Handelsplatz von der Borse Dubai. Die Araber erhalten dafür einen 19,99-prozentigen Anteil an der neu entstandenen Nasdaq OMX Group - allerdings mit einem Stimmanteil von nur 5 Prozent. Zusätzlich bekommt Dubai noch 28 Prozent aus dem LSE-Paket.
"Jeder neue Eigner ist willkommen"
"Jeder neue Eigner ist willkommen"
Einen weiteren Anteil von 8,4 Prozent an der Nasdaq OMX Group erhält die Borse Dubai in Form eines stimmneutralen Fonds, den sie später veräußern darf. Damit wird man der so genannten Giftpille gerecht, die eine feindliche Übernahme der Nasdaq verhindern soll. Sie sieht vor, dass ein einzelner Aktionär - egal welchen Anteil er an dem Börsenbetreiber hält - nicht mehr als 5 Prozent der Stimmen ausüben kann.
Greifeld lobte den Entschluss auf der Pressekonferenz als "Gewinnerstrategie für Nasdaq und OMX". Auch Essa Kazim sah sich auf der Gewinnerseite: "Unsere Strategie dreht sich um Zuwachs. Mit dieser Kombination haben wir das Beste aus beiden Welten. Steigende Ölpreise versorgen unsere Region mit Liquidität. Gleichzeitig können wir nun von der Technologie und der starken Marke von Nasdaq und OMX profitieren." Der LSE-Anteil, der diesem Handel zufolge der Borse Dubai zukommt, sei jedoch nur ein "rein finanzielles Investment", so Kazim weiter. Gleichzeitig wollte er jedoch keine weiteren Zukäufe ausschließen.
Eigentlich sollte mit der Einigung ein Schlussstrich unter den seit Ende Mai stattfindenden Kampf um die OMX gezogen werden. Doch die neuen Ereignisse lassen die Hauptakteure zögern. OMX-Aufsichtsratschef Urban Bäckström sagte: "Jeder neue Eigner ist willkommen." Der momentan noch größte OMX-Anteilseigner, die schwedische Investmentbank Investor AB, reagierte mit der Devise "Abwarten". Dennoch bleibt Investor nach wie vor dem Deal zwischen Borse Dubai und Nasdaq gegenüber positiv eingestellt. Der zweitgrößte Aktionär, der schwedische Staat, verhält sich ebenfalls zwar nicht abgeneigt, aber dennoch abwartend: "Dies ist eine interessante Entwicklung und unsere Bewertung wird selbstverständlich den neu präsentierten Vorschlag berücksichtigen", teilte Finanzminister Mats Odell am Donnerstagmittag mit.
Auch Olof Stenhammar, Gründer und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der OMX, der 1,6 Prozent an dem Börsenbetreiber hält, bleibt weiterhin dem Deal zwischen Nasdaq und Borse Dubai zugeneigt. Obwohl er, wie der Online-Wirtschaftsdienst der schwedischen Tageszeitung Svenska Dagbladet schreibt, die Vereinbarung als "fantastische Lösung" betrachtet, hält er das Dubaier Gebot von 230 Kronen je Aktie allerdings für zu niedrig. Marktkenner sehen das Spiel um OMX nach dem Einwurf aus Katar noch lange nicht beendet.