Kreditkrise Ackermann räumt Fehler ein
Berlin - Die Deutsche Bank sei in der allgemeinen Markteuphorie zu Beginn des Jahres übertriebene Kreditengagements eingegangen, die derzeit nicht mehr weiterverkauft werden könnten und daher neu bewertet würden. "Und das belastet unsere Erfolgsrechnung im dritten Quartal", sagte Ackermann am Mittwochabend bei der Aufzeichnung der ZDF-Sendung "Maybrit Illner" (Ausstrahlung Donnerstag 22.45 Uhr) laut einem Vorabbericht.
"Auch die Deutsche Bank hat Fehler gemacht, auch in dieser Krise", sagte Ackermann. Er gab sich aber zuversichtlich, dass das Gröbste überstanden sei.
Der Deutsche-Bank-Chef nannte zwar keine konkreten Zahlen zur Höhe der Negativfaktoren im laufenden Quartal. Er bezifferte aber das Volumen der eingegangenen Finanzierungen für große Übernahmen mit 29 Milliarden Euro.
"Wir korrigieren jetzt die Werte all dieser Kreditversprechungen über die nächsten neun Monate", sagte Ackermann in einer für Donnerstag aufgezeichneten Sendung. Er sprach insgesamt von einer schmerzhaften Korrekturphase an den Märkten.
Banken weltweit finden derzeit an den Finanzmärkten kaum mehr Käufer für Kreditrisiken, da die Anleger im Zuge der Krise am US-Hypothekenmarkt sehr zurückhaltend geworden sind. Zahlreiche fremdfinanzierte Übernahmedeals von Beteiligungsfirmen liegen deshalb auf Eis. Insgesamt werden Käufer für Kredite in Höhe von mehr als 220 Milliarden Euro gesucht.
Die Deutsche Bank ist unter anderem an der Finanzierung der mehr als 16 Milliarden Euro schweren Übernahme der britischen Apothekenkette Alliance Boots durch den US-Finanzinvestor KKR beteiligt. Dieser größte schuldenfinanzierte Zukauf in Europa kommt wegen der Zurückhaltung der Investoren nur schleppend voran.
Mitarbeiterzahl wird doch nicht aufgestockt
Mitarbeiterzahl wird doch nicht aufgestockt
Auch an anderer Stelle wirkt sich die Krise an den Finanzmärkten bei der Deutschen Bank aus: Ackermann signalisierte, Pläne für eine Aufstockung der Mitarbeiterzahl auf 80.000 von derzeit 76.000 in diesem Jahr fallen zu lassen. "Das werden wir wahrscheinlich jetzt nicht tun, weil die Märkte das so nicht hergeben", sagte der 59-Jährige.
Ackermann wies Vorwürfe zurück, die Deutsche Bank habe von der Schieflage des Mittelstandsfinanzierers IKB Deutsche Industriebank durch Spekulationen der eigenen Investmentbänker profitiert. "Wir wollen da gar nicht dabei sein. Wenn das Gefühl besteht, wir wollen da noch einmal profitieren, dann verzichten wir darauf. Wir haben das nicht nötig."
Wieviel die Deutsche Bank zuvor an der IKB verdient habe, wisse er nicht. "Klar ist, dass wir der IKB wie allen anderen Produkte verkauft haben", sagte Ackermann. "Das ist ja unser Geschäft." Diese Produkte seien auch sehr gut gewesen. "Da hat man sehr viel Geld verdient über lange Zeit." Sein Haus sei dabei aber "bei weitem nicht an vorderster Front" gewesen.
Der Bankchef äußerte sich insgesamt optimistisch, dass nach der SachsenLB und der Mittelstandsbank IKB keine weiteren Krisenfälle auftreten sollten. Alle größeren Risiken seien mittlerweile transparent gemacht worden. "Ich gehe davon aus, dass hier keine größeren Zeitbomben ticken", betonte Ackermann. Er zeigte sich auch zuversichtlich, dass die Investoren bald wieder an die Kreditmärkte zurückkehren. "Dann kann sich sehr schnell die Lage etwas beruhigen", sagte er. Die SachsenLB und die IKB sind die prominentesten deutschen Opfer der US-Hypothekenkrise. Sie mussten beide kurzfristig finanziell massiv gestützt werden.
manager-magazin.de mit Material von dpa-afx und reuters