Wal-Mart Nach Super kommt Mini
London - Beim US-Handelskonzern Wal-Mart brechen neue Zeiten an: Das weltgrößte Einzelhandelsunternehmen wolle neben seinen gigantischen Supermärkten in den USA zum ersten Mal auch Konzepte für kleine Läden erarbeiten, berichtet die "Financial Times".
Der Handelskonzern hatte vor Kurzem bereits erklärt, die Expansion der Supercenter zu verlangsamen, weil die Märkte sich sonst gegenseitig die Kundschaft abspenstig machen könnten. Über die Pläne für neue Läden in Tante-Emma-Größe hat der Konzern allerdings noch nichts Näheres verraten. Doch das Unternehmen hat bereits zwei Strategieteams aufgestellt. Das eine ist laut "Financial Times" für Pilotprojekte für neue Ladenkonzepte zuständig. Das andere wird Konzepte für Miniläden von der Konkurrenz, vor allem von Tesco, unter die Lupe nehmen und eine Gegenstrategie entwerfen, zu der auch mögliche Zukäufe gehören könnten.
Tesco betreibt unter dem Namen "Fresh & Easy" bereits sehr kleine Läden mit etwa 900 Quadratmetern Fläche. In den kommenden Jahren sollen Hunderte dieser Tante-Emma-Läden im ganzen Land eröffnet werden. Dass Wal-Mart nun ein ähnliches Ladenkonzept entwirft, das vor allem für Stadtgebiete geeignet ist, halten Analysten nur für konsequent. Die Supermarktkette, deren Häuser schon wegen ihrer Größe oft weit außerhalb von Ortschaften liegen würden, habe sehr spät auf Entwicklungen wie die steigenden Benzinpreise und auf den Kundenwunsch nach übersichtlicheren Angeboten reagiert, heißt es. Die nun gestartete Initiative "verstärkt meinen Eindruck, das Wal-Mart Tesco sehr ernst nimmt", sagte Mike Griswold, ein Handelsexperte von AMR Research, laut "Financial Times".
Flexibler auf die Kundenwünsche eingehen
Bei Wal-Mart könnte jedoch noch eine andere Überlegung hinter den Plänen stecken. Mit kleineren Märkten könne der Konzern Widerstand von Gewerkschaften verhindern, der in der Vergangenheit in Kalifornien, Chicago und New York das Wachstum erheblich gebremst habe, so die "Financial Times". Ein weiterer Vorteil: Mit dem neuen Format könnte Wal-Mart sein Angebot flexibler an Kundenwünsche und an die lokale Demografie anpassen, wie es Eduardo Castro-Wright, leitender Geschäftsführer des Konzerns in den USA, gefordert hatte. Hinzu kommt, dass an mehreren Orten Pläne für die typischen Riesenmärkte auf den Widerstand lokaler Politiker stießen. Für die Eröffnung der kleineren Tesco-Läden sind der "Financial Times" zufolge wesentlich weniger Genehmigungen nötig.
Derzeit betreibt Wal-Mart etwa 2300 Supercenter mit je über 17.000 Quadratmetern Fläche, auf denen Lebensmittel und andere Handelswaren verkauft werden. Darüber hinaus gehören etwa 1000 Discountmärkte mit je knapp 10.000 Quadratmetern zum Konzern, wo keine Lebensmittel im Sortiment sind. Die letzte Übernahme machte Wal-Mart im Jahr 1981. Seit den 90ern hat sich der Konzern auf das Wachstum seiner Supermärkte konzentriert und auf Zukäufe in den USA verzichtet.
manager-magazin.de mit Material von dpa-afx