EADS Starker Euro bedroht Airbus-Werke
Paris - Der Flugzeugbau- und Rüstungskonzern EADS betrachtet einen weiteren Verfall des US-Dollar als Gefahr für die Flugzeugproduktion in Europa. Jeder Anstieg des Euro zum Dollar um 10 Cent belaste das operative Ergebnis des Unternehmens mit einer Milliarde Euro, sagte EADS-Co-Chef Louis Gallois in einem am Mittwoch vorab veröffentlichten Interview mit dem Wirtschaftsmagazin "Challenges" (Donnerstagsausgabe).
Sollte die US-Währung über einen längeren Zeitraum weiter an Wert verlieren, "müssten wir uns fragen, ob wir die Herstellung von Flugzeugen in Europa fortsetzen können", sagte der Manager.
Gallois hält Marktanteile für zweitrangig
Gallois bemerkte, dass der amerikanische Airbus-Konkurrent Boeing mehr als 80 Prozent seiner Kosten in Dollar ausweist, während EADS über 50 Prozent der Kosten in Euro verbucht. Für ihn sei nicht wichtig, ob Airbus einen Marktanteil von 48 oder 52 Prozent habe. Entscheidend sei, dass die Flugzeuge mit einer guten Rendite verkauft würden.
Gallois wies erneut darauf hin, dass der Restrukturierungsplan Power 8 auf einem Wechselkurs von 1,35 Dollar basiert. In den vergangenen Tagen wertete die US-Währung deutlich ab, so dass der Euro erstmals in seiner Geschichte die Marke von 1,37 US-Dollar überschritt.
Der Euro-Kurs wurde bei einer Veranstaltung des Airbus-Betriebsrats in Hamburg zwar nicht thematisiert - neu war am Mittwoch aber, dass sich die IG Metall zu einer grundsätzlichen Kehrtwende entschlossen hat: Die Gewerkschaft scheint nun retten zu wollen, was zu retten ist - und will sich nicht mehr grundsätzlich gegen den Verkauf einiger Airbus-Werke in Deutschland sperren, da dieser ohnehin schon unvermeidbar scheint.
"Noch eine Menge Kampfgeist"
Einig über Investitionen
Zwar wetterte IG-Metall-Bezirksleiterin Jutta Blankau gegen die "Ideologie" des blinden Outsourcing. Andererseits fürchtet die Gewerkschaft offensichtlich um ihre Mitsprachemöglichkeiten. Da Interessenten "schon durch die Betriebe laufen", sehen sich die Belegschaftsvertreter in der Pflicht, "wesentliche Anforderungen an die Investoren und an Airbus zu stellen". Schließlich sei es nicht "die Eigentümerstruktur, die uns umtreibt, sondern die Zukunftssicherung der Airbus-Standorte", sagte Airbus-Gesamtbetriebsratschef Rüdiger Lütjen.
Beschäftigungssicherung, Investitionen in Zukunftstechnologien und die dauerhafte Einbindung in den Airbus-Konzern - so lauten die Forderungen der Gewerkschaft. Zumindest in dieser Hinsicht scheinen die Arbeitnehmervertreter und die Konzernleitung nicht mehr ganz so weit auseinander zu liegen. Denn auch der geht es nach eigenem Bekunden darum, die betroffenen Werke für den künftigen Wettbewerb fit zu machen und moderne Produktionsmethoden einzuführen. Dafür seien Investitionen nötig, "die wir nicht finanzieren können", sagte Airbus-Sprecher Tore Prang laut SPIEGEL ONLINE.
"Noch eine Menge Kampfgeist"
Inzwischen sollen mehr als ein Dutzend Unternehmen Interesse an den Werken angemeldet haben. Dazu zählen Komponentenhersteller wie Diehl, EDAG, Kaefer, die frühere Boeing-Tochter Spirit Aerospace und die MT Aerospace. Wenn sich die neuen Hausherren schon nicht vermeiden lassen, dann wollen die Arbeitnehmervertreter sie wenigstens mitbestimmen. Wenn Outsourcing überhaupt Sinn mache, "dann ginge das nur über Partnerschaften", so Lütjen.
An dem Vorhaben, 10.000 Jobs abzubauen, will man bei Airbus trotz Auftragsflut allerdings auf keinen Fall rütteln. "Wir müssen effizienter werden", sagte Sprecher Prang. Der Abbau finde schließlich in der Verwaltung statt und nicht beim Flugzeugbau. Der Betriebsrat will aber weiter eine Abmilderung dieser Pläne erkämpfen. Und man werde dafür noch eine "Menge an Kampfgeist an den Tag legen", erklärt Gewerkschafterin Blankau. Für morgen, Donnerstag, sind "Zukunftsmärsche" in Varel, Nordenham und Laupheim geplant. Die Politik sei "abgetaucht", finden die Gewerkschafter
Lütjen greift die Informationspolitik des Airbus-Managements an. Airbus-Chef Louis Gallois habe versprochen, Wirtschaftlichkeitsprüfungen über den Sinn der Werksverkäufe vorzulegen - nichts sei geschehen. Auch über die Frage, wo genau Jobs gestrichen werden, habe das Unternehmen bisher viel zu wenig Daten vorgelegt. "Ich finde das beschämend", sagt Lütjen. "Ich weiß nicht, ob hochqualifizierte Menschen das noch lange mitmachen."
manager-magazin.de mit Material von dpa