Angesichts des anstehenden Umbaus bei Siemens versucht der Aufsichtsratschef des skandalgeschüttelten Konzerns, Gerhard Cromme, nun die Beschäftigten zu beruhigen. Umwälzungen im Hauruck-Verfahren müsse niemand fürchten.
München - Der Siemens-Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Cromme will den Beschäftigten des Elektrokonzerns die Angst vor radikalen Einschnitten im Zuge des Konzern-Umbaus nehmen. Mit Blick auf Berichte über angeblich geplante Umstrukturierungen in Zentrale und Vorstand von
Siemens sagte Cromme der Mitarbeiterzeitung "SiemensWelt": "Da sind in der Tat die wildesten Spekulationen unterwegs. Ich bedauere das sehr und kann nur mahnen, sich davon nicht irritieren zu lassen."
Wandel sei zwar etwas völlig Normales in jeder Organisation, "aber im Hauruck-Verfahren geht niemand an gewachsene Strukturen". Die Zentrale, Bereiche und Regionen mit hunderttausenden Mitarbeitern und Führungskräften weltweit seien die Strukturen, "die Siemens stark machen", erklärte Cromme.
Die Ereignisse der vergangenen Monate wie die Siemens- Schmiergeldaffäre und die tiefe Führungskrise mit dem Rückzug seines Vorgängers Heinrich von Pierer und von Siemens-Chef Klaus Kleinfeld hätten "Spuren und tiefe Eindrücke" hinterlassen, räumte Cromme ein.
Er verstehe auch, wenn es nach wie vor Verunsicherung gebe. "Doch leider ist offensichtlich, dass es bei Siemens eine Vergangenheit aufzuarbeiten gibt, in der es inakzeptable Vorkommnisse und Fehlentwicklungen gegeben hat." Es sei daher "essenziell, dass diese Aufarbeitung überzeugend, effektiv, glaubwürdig und konsequent erfolgt und von jedem Unternehmensangehörigen voll mitgetragen wird."
Mit Blick auf Spekulationen über die Hintergründe des Rückzugs von Pierer und Kleinfeld sagte Cromme: "Es macht mich betroffen, wenn ich sehe, wie Siemens derzeit öffentlich behandelt wird. Das ist nicht fair." Das Unternehmen sei "bei weitem besser als der Ruf, der verbreitet wird". Sowohl Pierer als auch Kleinfeld hätten ihre Beweggründe für ihre Entscheidungen dargelegt. Siemens sei Pierer zu großem Dank verpflichtet und auch die Entscheidung Kleinfelds sei inner- und außerhalb des Unternehmens auf großen Respekt gestoßen.