Während des G8-Treffens der Staatschefs sorgen scharfe Töne des französischen Präsidenten für Aufsehen. Nicolas Sarcozy hat in einem Interview betont, einen EU-Beitritt der Türkei unbedingt verhindern zu wollen. US-Präsident George W. Bush und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin haben unterdessen ganz andere Probleme.
Heiligendamm/Paris - In der Debatte über einen EU-Beitritt der Türkei hat Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy einen Vorstoß angekündigt, um eine Mitgliedschaft des vorwiegend muslimisch geprägten Landes zu verhindern. "Ich habe meine Meinung nicht geändert: Die Türkei hat keinen Platz in Europa", sagte Sarkozy in einem "Le Figaro"-Interview, das am Mittwoch auf der Internetseite der Zeitung erschien.
Er wolle daher noch in diesem Jahr einen neuen Vorschlag auf den Tisch legen. "Nach dem EU-Ratspräsidentschaftstreffen im Juni werde ich eine Strategie vorlegen, die uns einen Weg eröffnen wird, Europa nicht zu spalten und gleichzeitig die Strategie einer Mitgliedschaft nicht länger zu verfolgen", erklärte Sarkozy. Der Plan solle auf dem nächsten EU-Gipfel im Dezember diskutiert werden.
Unterdessen hat sich die russische Regierung vor den Gesprächen beim G8-Gipfel zwischen den Präsidenten der USA und Russlands, George W. Bush und Wladimir Putin, eine Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten verbeten. Die USA sollten sich mit Vorwürfen zurückhalten, Russland mache Rückschritte seiner demokratischen Entwicklung, sagte ein Sprecher des Kreml am Mittwoch in Heiligendamm.
Zwar sei die russische Demokratie nicht perfekt. Es sei jedoch nicht zu rechtfertigen, wenn die USA dieses Thema als Vorwand nutzten, um sich generell zu inner-russischen Angelegenheiten zu äußern - insbesondere, was die bevorstehenden Wahlen in Russland angehe, fügte der Sprecher hinzu.
In dem mecklenburgischen Ostseeort sind bis Freitag die Staats- und Regierungschefs der acht führenden Industrienationen (G8) versammelt, um über Themen wie Klimaschutz und Entwicklungshilfe zu beraten. Am Rande des G8-Gipfels sollten am Donnerstag bilaterale Gespräche zwischen Bush und Putin stattfinden.
Zuletzt hatte es von US-Seite Signale gegeben, dass Bush dabei auch seine Bedenken über die zunehmende Einschränkung von Bürgerrechten in Russland zum Ausdruck bringen will. Das Verhältnis zwischen Bush und Putin gilt derzeit ohnehin als gespannt. Hauptgrund dafür sind US-Pläne für den Aufbau von Teilen eines Raketenschildes in Osteuropa, die von Russland strikt abgelehnt werden.