Tarifstreit Baustreiks ab Donnerstag
Hannover/Frankfurt am Main - Nach dem Scheitern der Tarifeinigung am Bau soll es von diesem Donnerstag an die ersten Warnstreiks auf norddeutschen Baustellen geben. Zunächst wird Niedersachsen betroffen sein. "Die Kollegen sind kaum noch zu bremsen vor Wut", sagte der Regionalleiter der Gewerkschaft IG Bau in Niedersachsen, Eckhard Stoermer, in Hannover.
Die Gewerkschafter in Schleswig-Holstein wollen erst am Montag Aktionen starten, sagte deren Geschäftsführer Jörg Kronberg am Mittwoch in Kiel. "Das wird sich im Laufe der Woche steigern." Im Norden sind demnach vor allem bei kleinen und mittleren Firmen Warnstreiks geplant. Die Urabstimmung über einen Streik in den beiden Bundesländern soll vom 13. bis 15. Juni laufen.
Die Arbeitgeber des Baugewerbes in Niedersachsen und Schleswig- Holstein hatten am Montag den Schlichterspruch für die bundesweit gut 700.000 Beschäftigten am Bau abgelehnt und damit die Tarifeinigung gekippt. Sie kritisierten die Höhe des Abschlusses und die aus ihrer Sicht zu unpräzise gefassten Öffnungsklauseln für angeschlagene Betriebe.
Die Friedenspflicht in dem Tarifkonflikt endete bereits am Montag, danach waren Warnstreiks möglich. Das Ergebnis der Urabstimmung über einen Streik soll am 16. Juni veröffentlicht werden. Die Gewerkschaft rechnet mit einer breiten Zustimmung. Ein Mindestquorum gibt es nicht. Am 18. Juni tagt dann der Bundesvorstand der IG Bau - unmittelbar nach seiner Entscheidung dürfte der Arbeitskampf auf den Baustellen beginnen.
Der Schlichterspruch sah zum 1. Juni ein dauerhaftes Einkommensplus von 3,1 Prozent vor. Hinzu sollte eine auf zehn Monate befristete Anhebung um 0,4 Prozent kommen. Darauf folgen sollten zwei weitere dauerhafte Erhöhungen zum 1. April 2008 um 1,5 Prozent sowie nochmals um 1,6 Prozent zum 1. September 2008. Von April 2008 bis März 2009 sollten die Unternehmen außerdem einen Zuschlag von 0,5 Prozent zahlen. Zudem sollte westdeutschen Betrieben in schwieriger Wirtschaftslage durch eine Öffnungsklausel ermöglicht werden, den Tariflohn per Haustarifvertrag um bis zu 8 Prozent zu senken.
Tarifeinigung in der Druckindustrie
Tarifeinigung in der Druckindustrie
Der Tarifkonflikt in der Druckindustrie dagegen ist nach wochenlangen Warnstreiks und mühsamen Verhandlungen beendet: Die 180.000 Beschäftigten der Branche bekommen von Juli an 3 Prozent mehr Geld. Ein Jahr später gibt es eine weitere Anhebung der Löhne und Gehälter von 2,1 Prozent für neun Monate. Auf diesen Abschluss mit einer Laufzeit von 24 Monaten bis Ende März 2009 einigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft Verdi am Mittwochmorgen in der fünften Runde in Frankfurt am Main. Nach der chemischen Industrie und der Metall- und Elektroindustrie ist damit der dritte große Tarifabschluss dieses Jahres perfekt.
Die Verhandlungen waren von einer bundesweiten Warnstreikwelle begleitet. Verdi hatte parallel zur fünften Runde am Dienstag 10.000 Beschäftigte in etwa 100 Zeitungsdruckereien, Akzidenz- und Tiefdruckbetrieben zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Zahlreiche Zeitungen erschienen deshalb am Mittwoch nur in reduziertem Umfang. Die Friedenspflicht war am 30. April abgelaufen. Der Lohn- und Gehaltstarifvertrag für die Druckindustrie war einen Monat zuvor ausgelaufen.
Beide Seiten zeigten sich mit dem Kompromiss zufrieden, der auch eine Verlängerung des Tarifvertrages Altersteilzeit um zweieinhalb Jahre bis Ende 2009 umfasst. "Das unbeirrte Festhalten an unseren Zielvorstellungen hat sich gelohnt", sagte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Wolfgang Pütz, nach gut 15-stündigen Gesprächen. Dem Bundesverband Druck und Medien (bvdm) sei es gelungen, die "völlig überzogenen Vorstellungen der Gewerkschaft in wirtschaftlich vertretbare Bahnen zu lenken". Der Abschluss entspreche sowohl im Gesamtvolumen als auch bei der Laufzeit dem Angebot. Dieses sah zuletzt zweistufige Erhöhungen von 2,4 und 1,8 Prozent für 24 Monate sowie eine flexible Einmalzahlung von 180 Euro vor.
Verdi sprach von einem "respektablen Ergebnis", das dauerhafte Tariferhöhungen für die Beschäftigten bringe. Die Gewerkschaft war ursprünglich mit der Forderung nach 6,5 Prozent mehr Geld für zwölf Monate in die Tarifrunde gegangen. Diese Forderung war genauso hoch wie die der IG Metall für die 3,4 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie. Dort wurden am Ende Erhöhungen von 4,1 und 1,7 Prozent plus Einmalzahlungen von 0,7 Prozent vereinbart.
manager-magazin.de mit Material von dpa