Heidelbergcement will für umgerechnet 11,7 Milliarden Euro den britischen Baustoffhersteller Hanson übernehmen. Das Einverständnis des Hansons- Managements haben sich die Deutschen bereits gesichert. Analysten halten es nun für denkbar, dass das Gebot einen Bieterwettstreit auslösen könnte.
Heidelberg- Der weltweit viertgrößte Zementhersteller Heidelbergcement will für umgerechnet 11,7 Milliarden Euro den britischen Baustoffproduzenten Hanson übernehmen und hat sich das Einverständnis von dessen Management gesichert.
Je Hanson-Aktie wolle der vom schwäbischen Investor Adolf Merckle kontrollierte Heidelberger Konzern 1100 Pence zahlen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Damit offeriert der Konzern den Anteilseignern einen deutlichen Aufschlag zu dem durch Übernahmespekulationen bereits hochgeschossenen Kurs der Hanson-Papiere, die am Montagabend bei 1057 Pence geschlossen hatten.
Hanson verfügt unter anderem über reiche Rohstoffvorkommen und eine starke Marktposition in den USA, wohin Heidelbergcement bis zuletzt Zement exportierte.
Die noch unter Genehmigungsvorbehalt durch die Hanson-Aktionäre und die Behörden stehende Transaktion will Heidelbergcement im dritten Quartal abschließen. Der Kaufpreis werde zunächst über einen Brückenkredit gesichert, der zum Teil über eine Hybrid-Anleihe von bis zu zwei Milliarden Euro, eine Kapitalerhöhung um rund 500 Millionen Euro und über Anteilsverkäufe refinanziert werden soll. Die nach langen Jahren wieder erreichte Bonitätsnote Investmentgrad soll durch die Mischfinanzierung erhalten bleiben. Auch eine Hochzinsanleihe will der Traditionskonzern vorzeitig zu Mitte Juli ablösen.
Zum Verkauf steht die Minderheitsbeteiligung am französischen Zementhersteller Vicat, die bis zu 1,4 Milliarden Euro einbringen könnte. Zudem gibt es Überlegungen, das nicht mehr zum Kerngeschäft zählende Baustoffgeschäft Maxit zu veräußern. Auch einige Hanson-Geschäftsteile wie Tonziegel oder Beton-Röhren sind für Heidelbergcement von geringem Interesse. Eine Gegenofferte der größeren Konkurrenten
Holcim,
Lafarge, Cemex oder eines anderen Wettbewerbers erwartet Heidelbergcement-Chef Bernd Scheifele nicht.
Hanson ist einer der letzten bedeutenden Industriekonzerne in britischem Eigentum. Im April hatte Hanson Wachstumsschwierigkeiten im laufenden Geschäft eingeräumt. Analysten halten es für möglich, dass ein Gebot von Heidelbergcement einen Bieterwettstreit um das britische Unternehmen auslösen könnte. Neben strategischen Käufern aus der Baustoffbranche könnten auch Finanzinvestoren an Hanson interessiert sein, hieß es.
manager-magazin.de mit Material von reuters und dow jones