Krankenkassen Neue Kostenwelle rollt an
Berlin/München - Die Spitzenverbände der Kassen widersprachen der Darstellung des Bundesgesundheitsministeriums, wonach die Reform im nächsten Jahr für die Kassen eine Entlastung von 1,4 Milliarden Euro mit sich bringen werde.
Vielmehr bedeute die Reform eine Mehrbelastung von 450 Millionen Euro, schrieben die Spitzenverbände in einer gemeinsamen Erklärung. Dies sei eine realistische und belastbare Einschätzung. Die Beitragssätze müssten daher durchschnittlich um 0,7 Prozentpunkte steigen.
Die Bundesregierung hat bisher von rund 0,5 Prozentpunkten gesprochen. In Kassenkreisen wird sogar erwartet, dass einzelne finanziell schlecht ausgestattete Kassen um mehr als einen Prozentpunkt teurer werden könnten. Kommende Woche wollen die Verwaltungsräte zahlreicher Kassen den Beitragssatz für das nächste Jahr festlegen.
Einer Auswertung des Brancheninformationsdienstes dfg zufolge werden Anfang nächsten Jahres mindestens 150 der 242 Krankenkassen ihre Beiträge heraufsetzen. Derzeit liegt der Satz im Durchschnitt bei 14,25 Prozent. Die Kassen widersprachen zugleich dem Bundesversicherungsamt (BVA), das den Berechnungen des Ministeriums in seinen Eckwerten zum Risikostrukturausgleich weitgehend gefolgt war. Wegen der Differenzen war der so genannte Schätzerkreis, dem die Kassen und das BVA angehören, vergangene Woche nicht zu einem Ergebnis gelangt.
AOK-Beiträge steigen drastisch
Am Freitag will der Bundesrat darüber debattieren, welche Änderungen von Länderseite an der Reform gefordert werden sollen. Kassenvertreter betonten, die sich abzeichnenden Änderungen durch die Länder müssten mit einkalkuliert werden. In den erwarteten Belastungen von 450 Millionen Euro seien Maßnahmen wie die eventuelle Streichung des Sonderbeitrags für die Krankenhäuser in Höhe von 500 Millionen Euro noch nicht enthalten.
Unterdessen meldet die "Süddeutsche Zeitung" (Freitagausgabe), dass die Beiträge für Versicherte der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) im nächsten Jahr kräftig steigen. Die Zeitung berichtet unter Berufung auf eine vertrauliche Vorlage einer AOK-Vorständekonferenz, die Sätze stiegen 2007 um bis zu 1,6 Prozentpunkte. Spitzenreiter sei die AOK Rheinland-Pfalz, die ihre Beiträge von derzeit 14,8 Prozent des Bruttolohns auf 16,4 Prozent erhöhe.
Kräftig steigen sollten die Sätze auch in Sachsen-Anhalt und zwar um 1,4 Prozentpunkte auf 15,8 Prozent, schrieb das Blatt weiter. Besonders teuer werde es auch in Brandenburg bei einem Plus von 1,3 Punkten auf 15,8 Prozent und in Berlin, wo ein Anstieg um 1,2 Prozentpunkte auf 16,7 Prozent erwartet werde. Am geringsten falle der Anstieg in Hessen aus mit einem Plus von 0,4 Punkten auf 15,7 Prozent. Die Ortskrankenkassen Hamburg und Rheinland hätten sich noch nicht endgültig festgelegt. Nicht alle Anhebungen seien bereits beschlossen, manchen müssten die Gremien noch zustimmen.
manager-magazin.de mit Material von ddp und reuters