A380 Gewinnschwelle fliegt davon
Hamburg/Berlin - Insgesamt müssten 150 Flugzeuge mehr verkauft werden, um die Gewinnschwelle zu erreichen, bestätigte der Airbus-Mutterkonzern EADS am Donnerstag. Bislang liegen nur 159 Bestellungen für den Super-Airbus vor.
EADS-Co-Chef Thomas Enders warnte allerdings davor, die Lage zu dramatisieren. Airbus werde in diesem Jahr "eine Rekordzahl von Flugzeugen ausliefern, etwa 420 bis 430", sagte er am Donnerstag beim Deutschen Luftverkehrskongress in Berlin.
Airbus hatte Anfang Oktober angekündigt, dass sich die Auslieferung des weltgrößten Passagierflugzeugs wegen der Produktionskrise um durchschnittlich ein Jahr verzögert. Der erste A380, der einen positiven Ergebnisbeitrag beisteuert, werde voraussichtlich erst 2010 ausgeliefert, sagte ein EADS-Sprecher. Wegen der Ertragsausfälle wurde ein Milliarden-Sparprogramm eingeleitet.
Mehrere Fluggesellschaften fordern von Airbus Schadenersatz. Bis 2010 rechnet EADS wegen der A380-Verzögerung mit einer Belastung des Ertrags vor Steuern und Zinsen (Ebit) um 4,8 Milliarden Euro. Das sind 2,8 Milliarden Euro mehr, als noch im Juli angenommen. Allein für dieses Jahr werde die Ertragsminderung (Ebit) auf 1,1 Milliarden Euro beziffert, wie EADS am Donnerstag erneut in Hamburg vor Investoren bekräftigte.
"Kein Grund zur Hysterie"
Es gebe aber keinen Grund zur Hysterie, beschwichtigte EADS-Co-Chef Enders. Die Zahl der Airbus-Lieferungen werde auch im kommenden Jahr hoch sein, es würden dann etwa genauso viele sein wie in diesem Jahr. Diese Tatsache dürfe angesichts der Schwierigkeiten bei der Auslieferung des neuen Großraumflugzeugs A380 nicht vergessen werden.
Die Krise um den A380 werde "die industrielle Landschaft in Deutschland nicht platt machen", fügte Enders hinzu. EADS versuche "das Loch, das wir durch Managementfehler selbst gegraben haben", wieder zuzuschütten. Airbus wird voraussichtlich in Kürze um einen weiteren Topmanager gestärkt. Mit der Ernennung des neuen Airbus-Generaldirektors sei schon "sehr bald" zu rechnen, wie der Präsident der EADS-Tochter Eurocopter, Fabrice Brégier, am Donnerstag sagte. Es bestehe die Möglichkeit, dass er als rechte Hand des neuen Airbus-Chefs Louis Gallois in Frage käme.
Der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie, Hans-Joachim Gante, kündigte für den 26. Oktober einen Runden Tisch von Airbus und seinen Ausrüstern an, um das weitere Vorgehen bei der Produktion des A380-Jets abzustimmen. Die Airbus-Krise bedrohe "in keiner Weise die Substanz" der deutschen Luftfahrtindustrie, die "Weltspitze" sei. Auch die Aussichten seien gut. In den kommenden Jahren werde es weltweit jährlich einen Bedarf von rund 1000 Flugzeugen mit mehr als 100 Sitzplätzen geben.
manager-magazin.de mit Material von dpa