Sanierungsplan Gefahr für Hamburger Airbus-Werk
Paris - Bis Mittwoch soll der Sanierungsplan noch vom Verwaltungsrat des Mutterkonzerns EADS beraten werden, dann werde er den Mitarbeitern vorgestellt, berichtet die französische "Les Echos". Sollten die Informationen dieser Wirtschaftszeitung stimmen, dürfte das Programm vor allem im Hamburger Airbus-Werk für einigen Aufruhr sorgen.
Denn demnach soll im Rahmen des des Plans die Produktion bei dem Flugzeugbauer komplett neu geordnet werden. Die Langstreckenflugzeuge sollten künftig nur noch in Toulouse montiert werden, schreibt das Blatt. Das wäre das Aus für die A380-Produktion in Finkenwerder, wo künftig dafür etwa die gesamte A320-Produktion konzentriert werden würde.
Außerdem sollten künftig mehr Arbeiten an externe Partner vergeben werden, heißt es in dem Bericht weiter. So könnten etwa 30 Prozent der Produktion des A350 und rund 15 Prozent des A380 ausgelagert werden - auch an chinesische oder russische Unternehmen. Auf diese Weise sollen nicht nur rund zwei Milliarden Euro im Jahr gespart, sondern die Entwicklungszeit für neue Flugzeuge um rund 40 Prozent gekürzt werden.
Im Rahmen einer verstärkten Auslagerung von Aktivitäten könnten auch mehrere strategisch nicht zentrale Produktionsstätten an Vertragspartner verkauft werden, so "Les Echos" weiter. Goldman Sachs zufolge sei ein solcher Schritt bei etwa sieben der 17 europäischen Werke denkbar. EADS war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
EADS war in den vergangenen Monaten von Krisen geschüttelt worden. Zuletzt hatte der Konzern mitgeteilt, dass sich die Lieferung des weltgrößten Passagierflugzeugs A380 noch mehr verzögert als bisher bekannt, konkrete Zeitangaben wurden allerdings nicht gemacht. Bereits jetzt liegt der europäische Konzern mehr als ein Jahr hinter den ursprünglichen Auslieferungsplänen zurück. Die "Welt" hatte am Wochenende die möglichen Belastungen für Airbus auf bis zu 1,6 Milliarden Euro beziffert, dafür jedoch keine Quellen genannt.
Der neue Sanierungsplan "Power 08" würde einen bereits bestehenden Umstrukturierungsplan aus dem Jahr 2003 ergänzen, durch den bis 2006 schon jährlich 1,5 Milliarden Euro eingespart werden sollen. Am Freitag hatte der EADS-Verwaltungsrat nach einer Sitzung angekündigt, die Gespräche in naher Zukunft fortsetzen zu wollen. Worüber gesprochen wurde, dazu gab es keine Stellungnahme.
Sorgen bei Zulieferern
Zulieferer zunehmend in Gefahr
Vor dem Wochenende war deshalb unklar geblieben, ob ein neuer Zeitplan für die A380-Auslieferung beschlossen wurde. "Les Echos" zufolge werden wegen der anhaltenden Produktionsschwierigkeiten im nächsten Jahr nur vier statt der zuletzt geplanten neun Flugzeuge ausgeliefert.
Die Fluggesellschaften erwarten dringend Aufschluss, ab wann sie mit dem A380 rechnen können, um über ihre Einsatzpläne und mögliche Alternativen entscheiden zu können. Fluggesellschaften wie Virgin Atlantic und Air France sollen erwägen, auf Boeing-Modelle auszuweichen.
Die bisher schon bekannten Verzögerungen von einem Jahr kosten EADS bereits zwei Milliarden Euro binnen vier Jahren. Im Juli hatten die Fertigungsprobleme zur Ablösung des EADS-Co-Chefs Noël Forgeard und des Airbus-Chefs Gustav Humbert geführt.
Die Verschiebung der Auslieferung des Airbus A380 bringt auch zunehmend Zulieferer des Herstellers Airbus in Gefahr. Massive Probleme hätten vor allem Zulieferer, die Risikopartnerschaften eingegangen sind und einen Teil der Entwicklungskosten und die Fertigung von Komponenten vorfinanziert haben, berichtet die "Wirtschaftswoche". Der Hamburger Luftfahrtexperte Heinrich Grossbongardt sagte dem Magazin: "Die Verzögerung bringt viele Zulieferer in Existenznot."
Besonders die Zulieferer, die die Entwicklung vorfinanziert hätten, stünden unter Druck. Sie müssten ihre Beschäftigten, Lieferanten und Kreditgeber bezahlen, erhielten aber ihr Geld später als geplant, da Airbus in der Regel erst beim Einbau der Komponenten zahle. Beim bevorstehenden Sparprogramm dürfte Airbus noch weitere Zugeständnisse fordern, sagte der Chef eines Zulieferers.
Die Bundesregierung widersprach unterdessen einem Bericht des SPIEGEL, sie prüfe einen staatlichen Einstieg bei EADS. "Nach Ansicht der Bundesregierung sollten bei der Kapitalbeteiligung auch künftig wie bisher private Anteilseigener die führende Rolle spielen", sagte ein Regierungssprecher dem "Handelsblatt".
Für Spekulationen über den Kauf von EADS- Anteilen durch staatliche Stellen gebe es keine Grundlage. Ziel der Bundesregierung sei es, die bestehenden Eigentumsverhältnisse mit einer deutsch-französischen Führung mittel- und langfristig zu erhalten. Sie habe sich bewährt.
manager magazin.de mit vwd und reuters