GM/Renault/Nissan "Dies ist etwas Großes"
New York / Paris - Der Chef der französischen und der japanischen Automarken Renault und Nissan, Carlos Ghosn, sucht eine weit reichende Allianz mit General Motors(GM). Sie sollte gegenseitigen Aktienbesitz einschließen, sagte er dem "Wall Street Journal" am Donnerstag. "Man benötigt eine Art von Aktienbesitz, um sicher zu stellen, dass man es ernst meint." Er glaube, dass ein Deal mit GM zustande kommen könne.
Er müsse nicht notwendigerweise eine direkte Management-Rolle bei GM spielen, sagte Ghosn. Spekulationen darüber, wie eine Dreier- Allianz geführt werden solle, seien verfrüht. Falls es zu einem Deal mit GM komme, werde er erheblich sein. "Dies ist etwas Großes, oder wir werden es stoppen", erklärte der Renault-Nissan-Chef.
GM-Chef Rick Wagoner äußerte sich unterdessen nicht zu einem möglichen Ergebnis der Gespräche. Die Entscheidung über eine Allianz werde aber zügig getroffen werden, sagte er. Wagoner bekräftigte allerdings seine Ansicht, dass GM auch ohne ein Bündnis erfolgreich sein und die Wende schaffen könne.
"Enorme Chance" ohne Kontrollverlust
Ghosn betonte erneut, dass er "niemals" eine feindliche Übernahme zur GM-Kontrolle anstreben werde. Eine Allianz mit GM solle die Identität der Partner bewahren. Man dürfe nicht den Eindruck erwecken, eine Gesellschaft sei unter Kontrolle der anderen.
Gemeinsam haben die drei Konzerne rund 24 Prozent des globalen Automarktes und einen Umsatz von 327 Milliarden Dollar, schrieb die Zeitung.
Ghosn hatte sich in einem Interview mit der Zeitung "Le Monde" vor dem anstehenden Gespräch mit GM-Chef Rick Wagoner ebenfalls optimistisch gegeben: Eine Partnerschaft mit GM wäre für sein Unternehmen eine "enorme Chance", sagte der Manager am Donnerstag.
Kerkorian wirkt aus dem Hintergrund
Kerkorian wirkt aus dem Hintergrund
Der US-Autobauer müsse entscheiden, ob er eine Allianz wolle oder nicht, so Ghosn weiter. Für den französisch-japanischen Autobauer sei eine Verbindung mit GM nicht zwingend. Für Nissan-Renault sei vor allem wichtig, ob eine Allianz mit dem US-Konzern die erfolgreichen eigenen Planungen voranbringe.
Ghosn wird voraussichtlich an diesem Freitag mit Wagoner in Detroit zu Sondierungsgesprächen über die mögliche Allianz zusammenkommen. Der französisch-japanische Autobauer erwägt, im Zuge der Allianz mit 20 Prozent beim angeschlagenen US-Hersteller General Motors einzusteigen. Der Plan geht auf den GM-Großaktionär Kirk Kerkorian zurück, der das Geschäft hinter dem Rücken von Wagoner eingefädelt haben soll.
Nachdem bekannt geworden war, dass Kerkorian über seine Investmentgesellschaft Tracinda die Avancen von Nissan und Renault an das GM-Management herangetragen hatte, blieb der Multimilliardär aber in den Medien still. Kerkorian, dem knapp zehn Prozent der GM-Anteile gehören, äußerte sich in den vergangenen Tagen nicht öffentlich zu dem von ihm favorisierten Deal.
GM hat im vergangenen einen Verlust von 10,6 Milliarden Dollar gemacht, ist jedoch im ersten Quartal dieses Jahres dank erster Erfolge einer Restrukturierung aus den roten Zahlen herausgekommen. Diese Pläne sehen die Schließung von einem Dutzend Produktionsstätten, die Neuordnung der Marken im GM-Verbund sowie die Streichung von rund 30.000 Arbeitsplätzen vor.
manager-magazin.de mit Material von dpa, reuters