Allianz mit GM Minister warnt Renault
New York - Der Verwaltungsrat des angeschlagenen US-Autoriesen General Motors (GM) hat für Freitag ein Treffen vereinbart, in dem eine mögliche Fusion mit Renault und Nissan diskutiert werden soll. Dies hat die "New York Times" am Dienstag in ihrer Onlineausgabe berichtet. GM nahm keine Stellung.
GM-Großaktionär Kirk Kerkorian, der über seine Investmentfirma Tracinda knapp 10 Prozent der GM-Aktien hält, hatte vergangene Woche vorgeschlagen, GM solle sich der Allianz von Renault und Nissan anschließen. Diese werden beide von dem erfolgreichen Nissan-Sanierer Carlos Ghosn geführt. Ghosn hatte Nissan zu einem der gewinnträchtigsten Autokonzerne gemacht und ist inzwischen gleichzeitig Nissan- und Renault-Konzernchef.
Ghosn hatte aber entsprechende Gespräche mit GM an die Bedingung geknüpft, dass die Führungen aller drei Konzerne einverstanden sind. Der GM-Verwaltungsrat hatte bisher lediglich zu verstehen gegeben, dass er den Vorschlag in Erwägung ziehen wolle.
Goshn: Gespräche können jederzeit beginnen
Goshn: Gespräche können jederzeit beginnen
Der französische Autohersteller Renault und sein Schwesterkonzern Nissan sind zu Gesprächen mit der amerikanischen Opel-Mutter GM über ein weltweites Dreierbündnis bereit. Wie von Konzernchef Carlos Ghosn vorgeschlagen, könnten die Gespräche beginnen, "sobald General Motors den Vorschlag macht", teilte die Renault SA am Montag nach einer Sitzung des Verwaltungsrats in Paris mit.
Nach unbestätigten Medienberichten würden Renault und Nissan jeweils 10-prozentige Beteiligungen an GM für insgesamt drei Milliarden Dollar erwerben. Gemeinsam mit Kerkorian würden sie dann über 30 Prozent des weltgrößten Autokonzerns verfügen. Die GM-Aktien befinden sich mehrheitlich im Besitz von institutionellen Anlegern. Kerkorian könnte nach Darstellung der "New York Times" auch starke Partner wie Toyota, Honda oder BMW für GM suchen.
Der Opel-Mutterkonzern war im vergangenen Jahr in eine schwere Finanzkrise geraten und hatte einen Rekordverlust von mehr als zehn Milliarden Dollar eingefahren. Zeitweise hatten sogar Gerüchte über eine bevorstehende Insolvenz die Runde gemacht. GM zog die Notbremse und kündigte an, rund 30.000 Arbeitsplätze streichen und zwölf Werke bis 2008 schließen zu wollen.
Gemeinsam mit Kerkorian über ein GM-Drittel verfügen
GM-Großaktionär Kerkorian, der 9,9 Prozent an dem größten US-Autobauer hält, hatte vergangene Woche den Vorschlag für eine Dreier-Allianz unterbreitet. Ein Verbund der drei Autokonzerne würde über einen Marktanteil von nahezu 25 Prozent verfügen und damit Toyota auf Rang zwei verweisen.
Die französische Regierung mahnt allerdings angesichts der Aussicht auf eine Allianz von Renault mit GM zu "sehr großer Vorsicht". Der US-Markt sei "gewaltig und kompliziert", sagte Industrieminister François Loos am Dienstag im Fernsehen. Frankreich ist mit 15,33 Prozent vor Nissan mit 15 Prozent größter Renault-Aktionär.
"Jedes Unternehmen behält die Aufgabe, die Renten aller früheren Mitarbeiter zu finanzieren. Wenn die Unternehmen ihre Größe verringern, dann wird das ein großes Problem", sagte Loos. "Ich habe Vertrauen in die Fähigkeiten der Allianz Renault-Nissan, doch für die andere Seite muss man vorsichtig sein. Das steht nicht auf der Tagesordnung. Wir warten noch."
Gewerkschaften lehnen das Dreierbündnis ab
Die französische Gewerkschaft CGT lehnt indes ein mögliches Bündnis der drei Autokonzerne ab. "Eine solche Konzentration von Kapital, Macht und Einfluss auf die Zukunft der weltweiten Autoindustrie entstehen zu sehen, ist Besorgnis erregend", erklärte die Gewerkschaft. Schon das Bündnis von Renault mit Nissan habe "hohe soziale Kosten durch die Zerstörung von Arbeitsplätzen vor allem bei Zulieferern" mit sich gebracht. GM wolle 30.000 Jobs abbauen. "Diese Perspektive sozialer Katastrophen ist unannehmbar."
Auch die Arbeitnehmervertreter von GM in Europa befürchten negative Auswirkungen auf die Arbeitsplätze im Fall einer möglichen Allianz der Autokonzerne. Das sagte der europäische GM-Betriebsratsvorsitzende, Klaus Franz, in Brüssel während eines Treffens der Arbeitnehmervertreter. Die GM-Tochter Opel und Renault böten in Europa eine ähnliche Produktpalette an.
Franz, der auch dem Opel-Gesamtbetriebsrat vorsteht, gibt sich mit Blick auf Zusammenschlüsse zwischen Autokonzernen insgesamt skeptisch: "Die Mega-Mergers der Vergangenheit haben gezeigt, dass zwar kurzfristig die Aktienkurse hochgehen, aber die langfristigen Probleme bleiben." Die GM-Betriebsräte wollten nun vorsorglich Kontakt zu den Arbeitnehmervertretern von Renault aufnehmen, kündigte Franz an.
Die GM-Betriebsräte hatten bei dem Treffen, auf dem eigentlich das weitere Vorgehen gegen die drohende Schließung des portugiesischen Opel-Werks besprochen werden sollte, das Thema sofort auf die Tagesordnung gesetzt. GM macht derzeit erheblichen Druck auf seine westeuropäischen Werke, der sich im Fall einer Zusammenarbeit mit Renault und Nissan nach Einschätzung des Betriebsrats noch erhöhen könnte.
manager-magazin.de mit Material von dpa, reuters