Brüssel - Die Arbeitnehmervertreter von General Motors
(GM) in Europa befürchten negative Auswirkungen auf die Arbeitsplätze im Fall einer möglichen Allianz zwischen dem weltweit größten Autokonzern und seinen Konkurrenten
Renault und
Nissan. Das sagte der europäische GM-Betriebsratsvorsitzende, Klaus Franz, in Brüssel während eines Treffens der Arbeitnehmervertreter.
So würden zum Beispiel die GM-Tochter Opel und Renault in Europa eine ähnliche Produktpalette anbieten. Franz, der auch dem Opel-Gesamtbetriebsrat vorsteht, gibt sich mit Blick auf Zusammenschlüsse zwischen Autokonzernen insgesamt skeptisch: "Die Mega-Mergers der Vergangenheit haben gezeigt, dass zwar kurzfristig die Aktienkurse hochgehen, aber die langfristigen Probleme bleiben." Die GM-Betriebsräte wollten nun vorsorglich Kontakt zu den Arbeitnehmervertretern von Renault aufnehmen, kündigte Franz an.
Die GM-Betriebsräte hatten bei einem Treffen in Brüssel, auf dem eigentlich das weitere Vorgehen gegen die drohende Schließung des portugiesischen Opel-Werks besprochen werden sollte, das Thema sofort auf die Tagesordnung gesetzt. GM macht derzeit erheblichen Druck auf seine westeuropäischen Werke, der sich im Fall einer Zusammenarbeit mit Renault und dem verbundenen Hersteller Nissan nach Einschätzung des Betriebsrats noch erhöhen könnte.
Die mögliche amerikanisch-französisch-japanische Allianz hatte der GM-Großaktionär Kirk Kerkorian gefordert, der darin eine neue Perspektive für den finanziell angeschlagenen amerikanischen Autobauer sieht.
Der Milliardär Kerkorian hatte 1998 als Chrysler-Aktionär auch von der Fusion zwischen Daimler-Benz und dem US-Autohersteller profitiert, das Unternehmen später jedoch verklagt, weil ihm als Investor angeblich Informationen vorenthalten worden seien. Der Aktienkurs von
DaimlerChrysler erreichte bei dem Zusammenschluss 1998 ein Hoch von mehr als 90 Euro, fiel dann jedoch ab und liegt heute bei knapp 40 Euro.
Portugiesische Proteste zeigen Wirkung
Nach einer Welle von Protestaktionen wollen die Opel-Betriebsräte ihre Aktionen gegen die geplante Werksschließung in Portugal ab Mittwoch vorübergehend unterbrechen, hieß es in einer Mitteilung vom Montag: "Ein Ergebnis der Solidaritätswelle ist die Bereitschaft des Managements, über Perspektiven für die Beschäftigten in Azambuja zu verhandeln." In dem portugiesischen Werk mit 1150 Mitarbeitern wird der Lieferwagen Combo gebaut. In den Gesprächen mit der GM-Führung soll es auch um Produktionszusagen für die westeuropäischen Standorte gehen, falls der Konzern in Osteuropa zusätzliche Kapazitäten aufbauen wolle, meinte Franz.