Handelsabsprache Media Markt und Intel unter Kartellverdacht

Wer als Großhändler einem Zulieferer mit zweifelhafter Begründung das Geschäft aufkündigt, dem kann es übel ergehen. Metros Media-Markt-Kette hat nach einem solchen Schritt nun offenbar massive Probleme mit der EU. Der Konzern soll mit dem Chipkonzern Intel eine wettbewerbswidrige Exklusivvereinbarung abgeschlossen haben.

Hamburg - Der Chipkonzern Intel  hat nach einem Pressebericht in Deutschland zusammen mit den Metro-Elektroniktöchtern Saturn und Media Markt über Jahre massiv gegen das Kartellrecht verstoßen. Der "Financial Times Deutschland" zufolge liegt nach eigenen Angaben ein Schriftwechsel vor, laut dem Intel per Exklusivvertrag mit der Media-Saturn-Holding dafür gesorgt haben soll, dass Wettbewerber wie der Chiphersteller AMD  ihre Produkte nicht über den größten deutschen PC-Händler verkaufen können.

Intel und Media-Saturn drohten deswegen Bußgelder in dreistelliger Millionenhöhe, schreibt die Zeitung. Einem Zulieferer habe der Zentraleinkauf von Media-Saturn im Frühjahr dieses Jahres mitgeteilt, man werde nach dessen Modellwechsel keine elektronischen Geräte mehr von ihm einkaufen.

Unverblümt heiße es in dem Ablehnungsschreiben, Media-Saturn kaufe grundsätzlich keine Produkte mit AMD-Prozessoren, da der Händler "eine entsprechende Vereinbarung mit Intel" habe. Nach europäischem Kartellrecht dürfen marktbeherrschende Hersteller keine exklusiven Vertriebspartner haben. Intel hat den Angaben nach bei PC-Prozessoren einen Marktanteil von 80 Prozent.

Media-Saturn: Jede Filiale ist autark beim Sortiment

Der Sprecher der EU-Wettbewerbskommission, Jonathan Todd, bestätigte gegenüber manager-magazin.de, dass weiterhin gegen Intel ermittelt wird. Bereits im August 2005 waren im Rahmen eines EU-Kartellverfahrens Intels Büros in München durchsucht worden. Zur Auswertung der damals beschlagnahmten Dokumente äußerte sich Todd nicht. Die Ergebnisse werde man - wenn überhaupt -, erst dann mitteilen, wenn die weltweiten Nachforschungen zum Fall Intel abgeschlossen seien.

Bußgelder in dreistelliger Millionenhöhe sind nach EU-Recht möglich. Weder Intel noch Media-Saturn oder Metro  wollten die Vorgänge gegenüber der "FTD" kommentieren.

Das Bundeskartellamt sieht im Gegensatz zu den Amtskollegen in Brüssel keinen Anlass für ein Verfahren gegen die Metro-Elektronikmärkte. "Wir führen kein Verfahren und haben auch nicht vor, eines zu eröffnen", sagte eine Sprecherin am Montag in Bonn. Es gebe auch "keinerlei Dokumente, die einen ausreichenden Anfangsverdacht begründen würden".

Seitens der Media-Saturn-Holding (MSH) erklärte ein Sprecher am Vormittag: "Wir haben keinen Überblick, welche Prozessoren in den Geräten unserer über 300 Filialen stecken". Jeder Markt sei für sein Sortiment selbst verantwortlich. Zu laufenden Verfahren nehme das Unternehmen grundsätzlich keine Stellung.

manager-magazin.de mit Material von dpa, reuters

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