EADS-Co-Chef Noël Forgeard sowie der deutsche Airbus-Chef Gustav Humbert sind mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Nachfolger von Forgeard wird der ehemalige Bahnchef Louis Gallios. Neuer Airbus-Chef wird der Franzose Christian Streiff - eine Kräfteverschiebung im europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern.
Hamburg - Nachfolger von Forgeard wird der bisherige Chef der französischen Bahngesellschaft SCNF Louis Gallios, teilte EADS am Sonntag in einer Pflichtmitteilung an die Börse mit. Er werde ab sofort gemeinsam mit seinem deutschen CEO-Kollegen Tom Enders den EADS-Konzern sowie das EADS Executive Committee führen, hieß es.
Der Manager Christian Streiff wird neuer Chef der Tochter Airbus, womit nach dem Deutschen Gustav Humbert erneut ein Franzose das Amt übernimmt. Streiff hatte Mitte 2005 den Mischkonzern Saint Gobain verlassen.
Bahnchef Gallois für Forgeard
Die Verzögerung der Auslieferungen beim Prestigeobjekt A380 und Untersuchungen der Finanzbehörden wegen Insiderhandels hatten eine heftige Kritik an Forgeard ausgelöst.
Forgeard hat mit seinem Rücktritt dem wachsenden politischen Druck und Kritik der Großaktionäre nachgegeben. Vor Bekanntwerden der Produktionsprobleme beim A380 hatte Forgeard Aktienoptionen eingelöst und sich damit 3,7 Millionen Euro Gewinn gesichert. Er bekräftigte jedoch, er habe die Aktien zwar im März verkauft, aber erst im Mai von den A380-Problemen erfahren.
Streiff auch im EADS Executive Committee
Auch Humbert fiel den wachsenden Problemen beim derzeit noch größten Flugzeugbauer der Welt zum Opfer. Sein Nachfolger wird der langjähriger Manager des Mischkonzerns Saint-Gobain Christian Streiff. Der 51-jährige wird den Angaben nach mit sofortiger Wirkung auch als neues Mitglied in das EADS Executive Committee berufen.
Zusätzlich beschloss das EADS, den Geschäftsbereich Airbus enger in die Organisationsstruktur der EADS zu integrieren, sobald die Übernahme des von BAE Systems gehaltenen 20-Prozent-Anteils an Airbus abgeschlossen sei.
DaimlerChrysler unter Handlungsdruck
Mitte Juni hatte Airbus angekündigt, dass sich die Auslieferung des A380 um bis zu sieben Monate verzögern wird. Die finanziellen Belastungen für den Mutterkonzern EADS führten zu einem Kurssturz der Aktie, was die Anteilseigner, darunter auch DaimlerChrysler, unter Handlungsdruck gesetzt hatte. DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche hatte bereits Mitte vergangener Woche Veränderungen bei EADS angekündigt.
Der SPIEGEL hatte bereits vorab berichtet, dass Louis Gallois Forgeard ablösen und an der Seite von Tom Enders den Luft- und Raumfahrtkonzern
EADS führen soll. Die französische Regierung, neben DaimlerChrysler und dem Industriellen Arnault Lagardère, Anteilseigner bei EADS, habe das Bundeskanzleramt bereits über die Einigung unterrichtet.