Energieversorgung Gazprom droht Europa
London - "Versuche, Gazproms Aktivitäten auf dem europäischen Markt zu beschränken und Fragen der Gasversorgung zu politisieren, werden nicht zu guten Resultaten führen", erklärte der russische Erdgasproduzent Gazprom im Anschluss an ein Treffen von Konzernchef Alexei Miller und den Botschaftern der 25 EU-Mitgliedsländer. Das berichtet die "Financial Times" (FT).
"Es sollte nicht vergessen werden, dass wir uns aktiv mit neuen Märkten wie Nordamerika und China vertraut machen", heißt es in der Erklärung weiter, und: "Der Wettbewerb um Energieressourcen wächst". Bei der Zusammenkunft zwischen Miller und den EU-Vertretern ging es um die Beziehung der Gemeinschaft mit Gazprom.
Hintergrund der Drohgebärde seien Pläne der britischen Regierung, gegen eine mögliche Übernahme des britischen Gasversorgers Centrica durch den russischen Konkurrenten aktiv zu werden. Die russische Gruppe hatte offen erklärt, bis 2015 bis zu 20 Prozent der britischen Gasversorgung bestreiten zu wollen. London habe nach Bekanntwerden der Gazprom-Pläne eine Gesetzesänderung erwogen, die Ministern ein Vetorecht bei dem Zusammenschluss eingeräumt hätte.
Insgesamt würde Gazprom seinen Marktanteil in Europa gerne erhöhen, doch viele Mitgliedstaaten fürchten ein Monopol des russischen Konzerns. So werden auch Bemühungen des russischen Konzerns, in Deutschland Stadtwerke und damit Endversorger zu übernehmen, mit großem Misstrauen gesehen. Schon jetzt deckt Gazprom gut ein Viertel des westeuropäischen und sogar 35 Prozent des deutschen Bedarfs.
Abkommen zwischen Russland und China
"Wir wollen nur, dass die europäischen Länder verstehen, dass wir andere Alternativen beim Gasverkauf haben", sagte Sergei Kupriyanov, der Sprecher des Konzerns, der "FT" zu der gestrigen Erklärung des Konzerns. "Wir haben den chinesischen Markt und den Markt für Flüssiggas in den USA. Wenn die Europäische Union unser Gas will, muss sie unsere Interessen berücksichtigen."
Erst vor kurzem hatten Russland und China ein Abkommen getroffen, durch das China verstärkt Gas aus Vorkommen in Sibirien beziehen soll - die auch die Hauptversorgungsquelle der europäischen Länder sind. In den letzten Jahren war die Gesamtmenge der Gaslieferungen aus dieser Region der "FT" zufolge relativ konstant, so müssten die Lieferungen nach Europa durch das russisch-chinesische Abkommen zwangsläufig zurückgehen.
manager magazin.de mit Material von dpa-AFX