Während die Bundesregierung das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre anheben will, setzt Volkswagen auf ein neues Modell zur Frühverrentung. Danach soll ein Ausstieg aus dem Arbeitsleben bereits mit 58 Jahren möglich sein. Das Besondere: Die geringe Kürzung bei den monatlichen Bezügen.
Hannover - Die VW-Tarifkommission der IG Metall stimmte am Donnerstag in Hannover einhellig einer entsprechenden Änderung des Tarifvertrages zu, berichtet die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" (HAZ). Niedersachsens IG-Metall-Chef Hartmut Meine forderte weitere Vereinbarungen dieser Art und eine Abkehr von einer pauschalen Rente mit 67. "Wer in der Golfmontage im Akkord arbeitet, kann das nicht bis 67 tun", argumentiert er.
Der neue Tarifvertrag von Volkswagen ermögliche eine Streckung der Altersteilzeit bis auf sieben Jahre, schreibt das Blatt. Er berücksichtige damit bereits die neue Gesetzgebung, wonach von 1952 an Geborene frühestens im Alter von 62 Jahren vorzeitig in Rente gehen können und auch nur dann, wenn sie mindestens 35 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt haben.
Weil gleichzeitig die staatliche Förderung der Altersteilzeit 2009 auslaufen solle, sei die VW-Regelung derzeit auf die Jahrgänge 1952 bis 1954 beschränkt. Die Beschäftigten könnten mit 55 Jahren in die Altersteilzeit eintreten und dreieinhalb Jahre später die Arbeit beenden. Dem schließe sich eine ebenso lange "Freistellungsphase" bis zur vorzeitigen Rente mit 62 an.
13.000 Arbeitsplätze könnten abgebaut werden
Damit weite der Konzern seine bisherigen Regelungen auf rund 7000 Beschäftigte in den sechs westdeutschen Werken aus, berichtet die "HAZ". Zusammen mit denjenigen, die bereits noch auf der alten Gesetzesbasis Ende 2003 Verträge unterschrieben hätten, steige das Abbaupotenzial durch Altersteilzeit auf mehr als 13.000 Beschäftigte - etwa ein Achtel der westdeutschen Belegschaft.
Volkswagen und die Arbeitsagentur sorgten dafür, dass die Betroffenen während der gesamten Altersteilzeitphase 85 Prozent ihres letzten Nettogehalts bekommen, schreibt die Zeitung. Da die staatliche Förderung auf sechs Jahre beschränkt ist, komme der Konzern für das letzte Jahr allein auf. Zusätzlich zahle VW weiter den vollen Rentenbeitrag und mindere später die Einbußen beim Ruhegeld um die Hälfte. Obwohl die VW-Beschäftigten gut sieben Jahre früher den Arbeitsplatz räumen, als sie es künftig nach dem Vorstoß von Arbeitsminister Franz Müntefering müssten, verzichten sie am Ende nur auf 6 bis 7 Prozent ihrer Rente.
Meine sprach von einem äußerst attraktiven Modell, über das die Gewerkschaft auch mit dem Arbeitgeberverband in der Metallindustrie sprechen werde. Der IG-Metall-Bezirkschef kündigte eine bundesweite Kampagne zur Verlängerung des Altersteilzeitgesetzes im Sommer an.
"Wenn dieses Gesetz wegfällt, dann wird das die Jugendarbeitslosigkeit erhöhen", prophezeite Meine. Deshalb sei auch die Rente mit 67 arbeitsmarktpolitisch unverantwortlich.