Wien - Die Gespräche seien zwar in einer kritischen Phase, noch gebe es aber keine Krise, erklärte der Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), Baradei. Die Regierung in Teheran habe nach wie vor die Chance, das Vertrauen der internationalen Gemeinschaft wiederzugewinnen.
Baradei verlangte von Iran, alle Aktivitäten zur
Urananreicherung wieder einzustellen. Andernfalls müsse die Regierung mit dem Einschreiten des Weltsicherheitsrats rechnen. "Iran hat einen Monat Zeit."
Die IAEO wirft Iran mehrere Verstöße gegen den Atomwaffensperrvertrag vor. Der Gouverneursrat berät seit Donnerstagmorgen über eine Resolution des sogenannten EU-Trios, Deutschland, Frankreich und
Großbritannien, die die Verstöße Teherans dem Sicherheitsrat melden wollen. Iran hat für diesen Fall die volle Wiederaufnahme der Urananreicherung angedroht. Außerdem will Teheran die freiwilligen Kontrollen seiner Atomanlagen durch die IAEO verbieten.
Im Gegensatz zur IAEO könnte das höchste Uno-Gremium Iran mit Sanktionen belegen. Die westlichen Länder haben sich die Unterstützung Russlands und auch Chinas durch das Zugeständnis gesichert, dass der
Sicherheitsrat zunächst keine Schritte gegen den Iran beschließt. Vorher soll das Gremium den Bericht abwarten, den Baradei bei der Sitzung des Gouverneursrats am 6. März vorlegen will.
Eine Abstimmung der 35 Ratsmitglieder über die Resolution wird es nach Angaben eines IAEO-Sprechers vermutlich erst am Freitag geben. Einige Länder, insbesondere Vertreter der Gruppe der Blockfreien, hätten um Vertagung gebeten, um eventuell Änderungen des Resolutionstextes zu erreichen.
Zuvor hatte die 15-Mitglieder starke Gruppe Irans Wunsch abgelehnt, eine alternative Resolution einzubringen.
Der stellvertretende Generaldirektor der IAEO, Ollie Heinonen, legte dem Rat zu Beginn der Sitzung einen Zwischenbericht über die Arbeit der IAEO-Inspekteure in Iran vor. Darin heißt es unter anderem, dass iranische Techniker mit Hochdruck an der Inbetriebnahme der
Urananreicherungsanlage in Natans arbeiteten.
Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte vor Beginn der entscheidenden IAEA-Sitzung erneut die Atompläne seines Landes verteidigt. Eine Gruppe von "Unterdrückermächten" halte an der Behauptung fest, Iran isoliere sich mit seiner Nuklearpolitik von der internationalen Gemeinschaft, sagte Ahmadinedschad nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna. "Aber ich sage ihnen, dass sie es sind, die sich isolieren." Teheran hat für den Fall einer Einschaltung des Sicherheitsrats damit gedroht, die Urananreicherung im industriellen Ausmaß wieder aufzunehmen.