Die angestrebte Übernahme des kanadischen Stahlherstellers Dofasco dürfte für ThyssenKrupp teuer werden. Konkurrent Arcelor hat sein feindliches Übernahmeangebot für Dofasco nachgebessert nun droht ein Bieterwettkampf.
Frankfurt am Main - Arcelor legte am Freitag eine etwas höhere zweite Offerte vor. ThyssenKrupp will sie sich genau ansehen und dann über das weitere Vorgehen entscheiden. Bei Bekanntgabe seines eigenen Angebots hatte der Industriekonzern Nachbesserungen nicht ausgeschlossen.
Die luxemburgische Arcelor legte jetzt 63 kanadische Dollar je Aktie auf den Tisch und damit 1,50 Dollar mehr als ThyssenKrupp. Arcelor hatte zunächst Ende November ein feindliches Übernahmeangebot von 56 kanadischen Dollar unterbreitet. Kurz darauf hatte ThyssenKrupp mit 61,50 Dollar im Wege einer freundlichen Übernahme gekontert. Das Dofasco-Management empfahl den Aktionären, diese Offerte anzunehmen.
ThyssenKrupp: Von Platz 10 auf Rang 6
Durch die Übernahme des größten kanadischen Stahlproduzenten würde die ThyssenKrupp AG weltweit vom zehnten auf den sechsten Platz der Hersteller vorrücken. Es wäre für den Ruhrkonzern die größte Akquisition seit der Fusion von Thyssen und Krupp im Jahr 1999.
Der Arcelor-Vorstandsvorsitzende Guy Dolle sagte, sein Unternehmen und Dofasco wären exzellente Partner. Die Expansion nach Nordamerika sei ein wesentliches strategisches Ziel für Arcelor. Auch ThyssenKrupp sieht im Erwerb von Dofasco einen "wichtigen Baustein in der internationalen Wachstumsstrategie", wie der Vorstandsvorsitzende Ekkehard Schulz kürzlich gesagt hatte. Er will demnach nicht in einen Bieterwettkampf einsteigen, schloss aber nicht grundsätzlich aus, beim Preis noch einmal nachzulegen.
Ein Sprecher des in Duisburg und Essen ansässigen Konzerns sagte jetzt lediglich, der Vorstoß Arcelors werde untersucht.
Höheres Angebot denkbar
Zahlreiche Analysten erklärten indes, ein erhöhtes Angebot sei denkbar. Manfred Bucher von der Bayerischen Landesbank sagte, sollte Thyssen nun seinerseits 1,50 CAD mehr bieten als Arcelor, würde das auf 3,5 Milliarden Euro veranschlagte Geschäft nur rund 168 Millionen teurer als geplant. Rochus Brauneiser von Kepler Equities hält für möglich, dass ThyssenKrupp gar nicht höher gehen muss, um den Zuschlag zu bekommen. Arcelor habe nicht wesentlich mehr geboten, und die Dofasco-Aktionäre könnten sich auch trotz des neuen Angebotes für Thyssen entscheiden.
Sein Kollege Fabian Kania, Analyst von Helaba Trust, geht demgegenüber davon aus, dass sich die Anteilseigner in jedem Fall für das höhere Gebot entscheiden werden. Den Schritt von Arcelor hält der Experte nicht für überraschend. Das Unternehmen sei in diesem Jahr bereits bei zwei Übernahmen nicht zum Zuge gekommen und gehe daher nun aggressiver vor. An der Börse hatte die neue Offerte so gut wie keinen Einfluss auf den Kurs der ThyssenKrupp-Aktie. Händler meinten, auch eine Erhöhung des Preises sollte für den Konzern kein Problem sein.
Unterdessen steht ThyssenKrupp nach Zeitungsberichten unmittelbar davor, gemeinsam mit dem Luft- und Raumfahrtunternehmen EADS die Bremer Atlas Elektronik zu übernehmen. Damit hätte das Konsortium den französischen Konkurrenten Thales ausgestochen. Den Meldungen zufolge zahlen die beiden Partner 150 Millionen Euro. ThyssenKrupp wollte das nicht kommentieren.